Die Staats- und Regierungschefs wollen am Wochenende auf dem G-20-Gipfel in Seoul ausdrücklich die Bank-Reform begrüssen, insbesondere den „Basel III “, welcher höhere Kapitalanforderungen an die Banken stellt. „Der Basel-Prozess ist aber einer Katastrophe näher als einem Erfolg“, schreibt Simon Johnson in einem lesenswerten Essay („Capital Failure“) in NYT . Das Bank-Kapital lässt sich am besten als Betrag für die Finanzierung der Geschäfte einer Bank (Kreditvergabe und Investitionen) beschreiben, gedeckt durch das Eigenkapital, nicht durch Schuldverschreibungen. M.a.W. formuliert es den Anteil der Aktiva einer Bank, welcher nicht „harten Forderungen“ der Schulden unterliegt, sondern dem Rest- oder Eigenkapital-Anspruch, der nicht zu einer Notlage oder Insolvenz führt, wenn der Wert des Vermögenswertes abnimmt, erklärt Johnson. Für globale Megabanks ist das Eigenkapital somit ein zentrales Element für die Verhinderung des Ausfalls einer Institution, was das Finanzsystem erlegt.
Wie die Behörden berichten, wollen die Banken im Rahmen des Basel-Prozesses Kapital-Standards niedrig halten, während die Regierungen für höhere Anforderungen plädieren, was Sinn macht, legt der ehem. Chefökonom des IWF dar. Die Behörden räumen ein, dass die Banken sich auf den Standpunkt stellen, dass höhere Kapitalanforderungen für die Wirtschaft kontraktiv sind. Nach akademischen Experten zu diesem Thema stellen die Banken die Lage falsch dar, während die Behörden die Realität verkennen, hält Johnson fest. Er verweist in diesem Kontext auf eine Analyse von Prof. Anat Admati, Standford University und ihren Kollegen, die drei Punkte hervorheben: (1) Die Basic Economics hinter dem offiziellen Denken ist falsch: Banken behaupten, dass mehr Eigenkapital die Eigenkapital-Rendite der Banken senkt und die Refinanzierungskosten erhöht, was das Wirtschaftswachstum reduziert. „Dieser Anspruch spiegelt einen grundlegenden Irrtum wider“, schreiben die Professoren in der erwähnten Studie. Mehr Eigenkapital verändert, wie Risiko und Ertrag zwischen Anteilseignern (equity holders) und Gläubigern (debt holders) aufgeteilt wird. Es hat keinen Einfluss auf die Refinanzierungskosten. „High Leverage“ fördert die Risikobereitschaft und Garantien verschärfen das Problem. Wenn Banken deutlich mehr Eigenkapital für die Finanzierung verwenden würden, gäbe es weniger Risikobereitschaft auf Kosten der Gläubiger oder des Staates, halten die Autoren der Studie fest. (2) Der Basler-Prozess benutzt dysfunktionale Methoden für die Anpassung der Eigenkapitalanforderungen, um das Risiko für verschiedene Arten von Vermögenswerten zu reflektieren. Das Basler-Abkommen bestimmt die erforderlichen Eigenkapital-Stufen durch ein System der Risikogewichtung. Dieses System fördert „Innovationen“, um das Eigenkapital einzuschränken, Kapital-Regulierung zu untergraben und verstärkt häufig systemisches Risiko. Ein Beispiel ist die Verbreitung von synthetischen „AAA“-Wertpapieren (um amerikanische Hausbaukredite) vor der Krise, erwähnen die Autoren. (3) Die Kapitalanforderungen sollten vereinfacht und stark erhöht werden, im Verhältnis zudem, was die G-20 Staats- und Regierungschef gegenseitig begrüssen. Kreditvergabe-Entscheidungen sollten durch höhere und angemessene Eigenkapitalanforderungen verbessert werden, heben die Autoren hervor. Das politische Ziel muss ein gesünderes Bankensystem sein, nicht höhere Renditen für Anteilseigner und Geschäftsführer der Banken. Die Verluste müssen nicht mit dem Geld der Steuerzahler aufgefangen werden, so die Autoren.
„Die produktivsten Unternehmen unserer Gesellschaft sind mit Eigenkapital finanziert“, erinnert Johnson: „Finanzierung mit Eigenkapital liegt im Herzen des amerikanischen Wirtschaftsmodells“. Die Banker sorgen dafür, dass es sich anhört, wie wenn es etwas Falsches wäre, sich mit Eigenkapital zu finanzieren. Aber alle diese Banken sind an der Börse kotiert. Das heisst, sie werden öffentlich gehandelt, argumentiert Johnson. Sie müssen mehr Eigenkapital erhöhen und sich weniger auf Fremdkapital verlassen. Das wäre nicht schwer, und definitiv nicht störend für den „non-financial“ realen Teil der Wirtschaft, fasst Johnson zusammen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen