In den USA befassen sich die Politik und die Aufsichtsbehörden zur Zeit mit der Frage, wie die Integrität des Marktes zu bewahren ist. Angetrieben durch einen Brief des demokratischen Senators Charles Schumer an die US-Börsenaufsicht (SEC), stehen drei Begriffe im Mittelpunkt der Debatte.
„Naked Short Selling“:
Die SEC hat am 27. Juli „ungedeckte Leerverkäufe“ als „potenziell missbräuchlich“ verboten. Eine vorübergehende Massnahme, die im Zug der anhaltenden Krise getroffen worden war, wurde nun als dauerhaft verfestigt. Bei „short selling“ verkaufen Investoren Aktien, die sie gar nicht besitzen, sondern sich gegen Gebühr leihen. Weil sie darauf wetten, dass die Aktienkurse fallen werden. Nach dem Verkauf kaufen sie die Aktien billiger zurück. Die Differenz ist ihr Gewinn. Bei „naked short selling“ verkaufen Investoren Aktien, die sie nicht besitzen, aber auch nicht leihen. Weil der Leerverkauf nicht mit geliehenen Aktien gedeckt ist, heisst es „naked“.
„Flash Orders“:
Flash Orders sind zuletzt zunehmend ins Blickfeld der SEC geraten, weil die Aufsichtsbehörden derzeit nach Wegen suchen, die sog. „Dark Pools“ zu regulieren. Es handelt sich dabei um anonyme Handelssysteme, wo v.a. kurzfristige Orders, die sog. Hochfrequenz-Orders plaziert werden. Senator Schumer will Flash Orders verbieten lassen, weil nur eine privilegierte Gruppe von Insidern eine bevorzugte Behandlung geniesst. Die Mitglieder solcher automatischen Handelssysteme bekommen börsenrelevante Informationen kurz bevor sie veröffentlicht werden. Im Hundertstel einer Sekunde wickeln sie dann dank dem leistungsfähigen Handelssystem Börsenaufträge ab, die Ihnen hohe Gewinne einbringen. Es ist nicht genau geklärt, wie hoch der Anteil des Hochfrequenz-Trades am Gesamtvolumen der Handelsaufträge ist. Manche Marktbeobachter reden davon, dass der Anteil mittlerweile 45% ausmache und im vergangenen Jahr einen Gewinn von 21 Mrd. $ abgeworfen habe. Die Zahl sieht nicht unrealistisch aus. Aber es gibt keine verlässliche Daten.
„Dark Liquidity Pools“
Das sind hochleistungsfähige Handelssysteme, wo die Kauf- und Verkaufsaufträge nicht sichtbar sind. Man nennt sie auch „Non-displayed Liquidity Service“. Die Anonymität des Händlers erlaubt, dass die Aufträge vor der Ausführung nicht in einem öffentlichen Orderbuch angezeigt werden. Die Blocktransaktionen eines Auftragsgebers gelangen also zum Handel, ohne die Marktteilnehmer erkennen können, ob es sich dabei um einen Kauf- oder Verkaufsorder handelt. Dark Pools automatisieren also den sog. „Upstairs-Market“, wo institutionelle Investoren Block- und Programmhandel betreiben.
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