In der nach wie vor
angeschlagenen Wirtschaft Europas steuern die nominalen Zinsen auf die
Null-Grenze (zero lower bound) zu.
Niedrige Inflation ist fast in der ganzen Welt weit verbreitet, wie in der Abbildung
zu sehen ist.
Die Inflation verläuft beinahe quer über
alle G10-Länder unterhalb des Zielwertes.
Der harmonisierte
Verbraucherpreisindex (HICP) fällt in Europa seit 12 Monaten so stark, dass die Eurozone jetzt nur noch
ein Steinwurf vor dem Abrutsch in die Deflation entfernt ist, wie Morgan Stanley Analysten in einer
gestern vorgelegten Forschungsarbeit zum Ausdruck bringen.
Die Gefahr ist, dass die realen
Zinsen steigen, wenn die Inflationserwartungen sich weiter zurückbilden. Das wäre die Deflationsfalle,
bevor die Eurozone in eine ausgemachte Deflation gerät. Der Anstieg der realen
Last der Schulden hätte für die europäische Wirtschaft fatale Folgen.
Fakt ist, dass es der EU-Kommission
einfach nicht gelingt, die Wettbewerbsfähigkeit im Euro-Raum via Lohnsenkungen (internal devaluation) zu erhöhen.
Niedrige Inflation rund um die
Welt, Graph: Morgan Stanley
Da die Fiskalpolitik nach dem
Dogma der Austerians ausgeschlossen ist, bleibt die einzige
Möglichkeit die Geldpolitik. Wird die EZB handeln?
Das Problem ist, dass die
Defizit-Schimpfer, d.h. diejenigen, die wider besseres Wissen behaupten, dass
unverantwortliche Haushaltspolitik (*) die Ursache der Euro-Krise sei, in der
Praxis durch die Förderung einer rigiden Sparpolitik dafür sorgen, dass die
Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau verbleibt.
Der harmonisierte
Verbraucherpreisindex (HICP) Rückgang in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley
Angesichts der schwachen
Kapazitätsauslastung sowohl im Kern als auch in der Peripherie und der hohen
Arbeitslosigkeit im Euro-Raum ist noch eine lange Zeit mit Niedrig-Inflation zu
rechnen.
Überschusskapazität (excess capacity) in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley
Exkurs:
(*) Spanien und Irland hatten am
Vorabend der Euro-Krise Überschuss im Haushalt. Portugal hatte weniger
Staatsverschuldung im Verhältnis zum BIP als Deutschland.
Problem sind nicht die
Staatsschulden, sondern die Ungleichgewichte im Aussenhandel. Der Exportanteil
Deutschlands macht mehr als 50% der Wirtschaftsleistung aus. Der
Leistungsbilanzüberschuss beläuft sich auf 7% des BIP. Mainstream-Medien
mokieren sich über Frankreich, dass das Land in Europa hinterher hinke. Aber
bei näherer Betrachtung sind die Unterschiede nicht so gravierend:
Wirtschaftswachstum (2013): Deutschland 0,4% und Frankreich 0,2%.
Der private Verbrauch stagniert in Deutschland seit mehr als zehn Jahren. Das ist
für die grösste Volkswirtschaft Europas ein Armutszeugnis. In Deutschland
müssten die Löhne erhöht werden, um die Binnennachfrage anzukurbeln. Steigen die
Löhne real nicht an, kommt der Konsum zum Erliegen. Die Preise fallen weiter.
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