Dienstag, 7. Januar 2014

Japans „Lohnüberraschung“

Der Verbraucherindex (CPI) ist in Japan im Oktober auf 1,1% gestiegen, was Haruhiko Kurodo, BoJ-Gouverneur bereits im Oktober veranlasst hat, zu sagen, dass die Zentralbank auf halbem Wege zum Ziel ist.

Die japanische Kern-Inflation ist von -0.9% im Februar 2013 auf +0,3% im Oktober 2013 geklettert, was einem 15-Jahres-Hoch entspricht.

Das heisst, dass der japanischen Regierung mit den ersten beiden Pfeilen der Abenomics gelungen ist, eine Aufwärtsdynamik in Gang zu setzen, wie Shinzo Abe in einem Artikel („Japan’s Coming Wage Surprise“) in Project Syndicate zum Ausdruck bringt.

Zum Hintergrund: Der Deflationsdruck hat Japan Wirtschaftswachstum ein Jahrzehnt gelähmt. Es gab in Japan in den vergangenen 10 Jahren kein Lohnwachstum. Das Lohnniveau ist seit 2000 jährlich um durchschnittlich 0,8% gefallen.



Japan: Allgemeine Inflation und Kern-Inflation, Graph: Morgan Stanley

Die japanische Regierung hat sich nach eigenen Angaben mit „Lohnüberraschung“ (wage surprise) aus dem Konsens in den Niederlanden aus den frühen 1980er Jahren inspirieren lassen, wo ein Konsens („Wassenaar Agreement“) erreicht worden war, dass die Last der Bekämpfung der Inflation auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufgeteilt werden sollte, um die Beschäftigung stabil zu halten.

In der EU hingegen wird die Last der Finanzkrise, die ja vom Privatsektor (Banken) ausgegangen ist, via interne Abwertung (internal devaluation) auf die Schulter der Arbeitnehmer gelegt: Die Probleme sollen über Lohnsenkungen gelöst werden. Die Folge sind Stagnation, Deflation und Arbeitslosigkeit. Und der Euro-Raum leidet weiter unter Nachfrageausfall.

Hans-Werner Sinn hält aber in einem aktuellen Interview mit Finanz und Wirtschaft Deflation „als bittere Medizin“ in den einzelnen EU-Ländern für erforderlich, damit die von der Krise am stärksten geplagten Staaten wettbewerbsfähig werden.

Was soll aber mit Millionen von arbeitslosen Menschen im Euro-Raum geschehen? Der Präsident des Ifo-Instituts hat auch dafür eine „Abhilfe“: kein Mindestlohn; sie sollen ruhig weiter leiden. Nach dem Motto der „liquidationism school“ (Schumpeter und Hayek) ist Leiden in einer Depression eine gute und natürliche Sache.


2013: Yen Abwertung gegenüber USD, Graph: Morgan Stanley

Yen hat sich 2013 gegenüber dem USD deutlich abgewertet. Aber die japanische Wirtschaft hat sich nicht im Export-Fahrwasser von der Deflation befreit. Der wesentliche Schub kam von der Binnennachfrage, wie Lars Christensen in seinem Blog hervorhebt.

Das heisst, dass die Wiederbelebung der Nachfrage der Haupttreiber für das Wirtschaftswachstum ist. Die Yen-Abwertung ist eher ein Indikator der lockeren Geldpolitik der Bank of Japan.  Es ist die Binnennachfrage, die dank der „Lohnüberraschung“ die Wirtschaft stützt.


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