Freitag, 31. Januar 2014

Emerging Markets in der Schaukel der Weltwirtschaft

Haben wir jetzt eine Weltwirtschaft, die zwischen Blasen und Depression schaukelt?

Paul Krugman befasst sich in seiner lesenswerten Kolumne („Talking Troubled Turkey“) am Freitag in NYTimes mit den zur Zeit in den Abwärtsstrudel geratenen Währungen der sog. Emerging Markets (EM).

Mit Bezug auf die gegenwärtigen Turbulenzen im türkischen Kapitalmarkt bemerkt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor, dass das letzte, was wir brauchen, eine neue Wirtschafftskrise in einem Land ist, das bereits von politischen Unruhen geplagt ist.

Es stimmt, dass die direkten globalen Spillover-Effekten aus der Türkei, die die Grössenordnung der Wirtschaft von Los Angeles hat, nicht gross sein werden. Aber was wir nun hören, ist das gefürchtete Wort „Ansteckung“ (contagion), legt Krugman dar.

Es ist in vielerlei Hinsicht eine vertraute Geschichte. Aber das ist nur ein Teil dessen, was so beunruhigend ist: Warum haben wir immer wieder diese Krisen? Die Sache ist zudem, dass die Abstände zwischen den Krisen immer kürzer zu werden scheinen. Und die negativen Auswirkungen von jeder Krise scheinen schlimmer als die letzten zu sein. Was ist los?

Man könnte es gehört haben, oder nicht: Es gibt eine grosse Debatte unter Ökonomen, ob wir eine „säkularen Stagnation“ (secular stagnation) gegenüber stehen, einer Situation, wo die Menge der Leute, die sparen wollen, die Menge an Volumen der sich lohnenden Investitionen weit überschreitet.

Wenn das wahr ist, muss man mit einem von zwei möglichen Ergebnissen rechnen. Wenn Investoren vorsichtig und besonnen werden, versuchen wir alle in der Tat, weniger als unsere Einnahmen auszugeben. Das Resultat ist ein lang anhaltender Einbruch der Wirtschaft.



Wechselkurs TRY/EUR, Graph: finance.yahoo.com

Oder alternierend dazu: Strampelnde Investoren können sich, frustriert wegen der niedrigen Renditen und verzweifelt auf der Suche nach Erträgen, täuschen und Geld in schlecht durchdachte Projekte stecken, seien es Subprime-Kredite oder Kapitalströme in die Schwellenländer. Das kann die Wirtschaft für eine Weile ankurbeln. Wenn die Investoren aber mit der Realität konfrontiert werden, fliesst das Geld wieder zurück und was bleibt, ist der Schmerz.

Wenn dies eine gute Beschreibung der gegenwärtigen Situation ist, dann haben wir eine Weltwirtschaft, die zwischen Bubbles und Depression wie eine Wippe hin und her schaukelt, bemerkt Krugman.

Der Punkt ist, dass die Türkei wirklich kein Problem darstellt, auch nicht Südafrika, Russland, Ungarn, Indien und wer sonst nich gerade davon betroffen wird. Das reale Problem ist laut Krugman, dass die weltweit reich begüterten Volkswirtschaften wie die USA und der Euro-Raum es versäumt haben, ihre eigene zugrunde liegenden Schwächen anzupacken.

Ganz offensichtlich hat die Austeritätspolitik, während der Privatsektor zu viel sparen und zu wenig investieren will, zu einer Vertiefung der Depression geführt. Was noch schlimmer ist, dass die Arbeitslosigkeit sich verfestigt, und die langfristigen und genauso die kurzfristigen Wachstumsaussichten dadurch getrübt werden, was am Ende auf privaten Investitionen lastet.

Die Türkei scheint in ernsten Schwierigkeiten zu stecken. Und China, ein erheblich grösserer Spieler, sieht auch ein bisschen wackelig aus. Aber was die Probleme beängstigend macht, ist die zugrunde liegende Schwäche der westlichen Volkswirtschaften; eine Schwäche, die durch eine wirklich schlechte Politik ausgelöst wurde, so Krugman als Fazit.

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