Donnerstag, 9. Januar 2014

Kehrtwende bei den Kapitalzuflüssen in den „sicheren Hafen“ CHF?

Der Schweizer Franken hat sich zu Jahresbeginn gegenüber dem Euro augenfällig abgeschwächt. Der EUR ist gestern bis auf 1.2394 CHF gestiegen. Was steckt dahinter?

Erstens ist zu erwähnen, dass sich am Markt für Staatsanleihen aus der EU-Peripherie eine gewisse Entspannung abzuzeichnen scheint. Die Risikoaufschläge für die italienischen und die spanischen Staatsanleihen gegenüber der Benchmark Anleihe German Bunds sind in den vergangenen Wochen deutlich gesunken.

Zweitens hat der Anstieg der Aktienkurse der europäischen Banken, wie das Analysten-Team von Morgan Stanley betont, die Ängste abgelegt, dass die Schweizer Banken mit einer weiteren Welle von Einlagenzuflüssen aus dem Euro-Raum konfrontiert würden.

Die Schweiz hat einen Leistungsbilanzüberschuss von rund 12% des BIP. Der Überschuss wird i.d.R. durch Aktienkäufe, Direktinvestitionen und Bankkredite im Ausland v.a. in Europa wiederverwertet (recycled). Die Entwicklung ist jedoch in den vergangenen Monaten im Angesicht der anhaltenden Unsicherheiten im Euro-Raum abgebremst worden. Das Recycling des LB-Überschusses (in Form Anhäufung von langfristigen Auslandanlagen) hat also einen Schlag abbekommen.

Die Kapitalabflüsse waren bisher durch kurzfristige Geldmarktpapiere getrieben, was CHF gestützt hat. Nun sind Schweizer Banken damit beschäftigt, ihre Bilanz weltweit zu verkleinern. M.a.W sind sie jetzt CHF nicht short, sondern long, was Bedingungen dafür schafft, dass CHF zur Schwäche neigt.


Fremdwährungsreserven der SNB und der Mindestkurs für CHF versus EUR, Graph: ZKB in DMO

Ferner: Die SNB dürfe am Mindestkurs von 1,20 für EUR/CHF weiter festhalten.

Die Inflation beläuft sich 2013 (nach bisheringen Schätzungen) auf rund minus 0,2%. Auf absehbare Zeit ist in der Schweiz keine Inflationsrisiken erkennbar.

Die SNB definiert die Preisstabilität als eine Jahresinflationsrate der Konsumentepreise von unter zwei Prozent (d.h. ein Anstieg des Indexes der Konsumentenpreise von weniger als 2% pro Jahr). Allerdings ist auch Deflation mit dem Ziel der Preisstabilität nicht vereinbar, wie die SNB hervorhebt.

Für die Jahre 2014 und 2015 erwartet die SNB eine Inflationsrate von 0,2% bzw. 0,6%. Das heisst, dass die Inflation auf mittlere Sicht deutlich unter dem Zielwert verharren wird. Die SNB muss also auf der Hut bleiben. Eine Zinserhöhung kommt  nicht in Frage und der Mindestkurs kann auf absehbare Zeit nicht aufgehoben werden.



Spekulative Positionen in CHF, Graph: Morgan Stanley

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