Der Geldmultiplikator (money multiplier), der als die Geldmenge
dividiert durch die Notenbankgeldmenge (monetary
base) definiert wird, ist in der Eurozone nach aktuellen Daten im November auf 8,1 gestiegen.
Da die Banken seit dem Ausbruch
der Finanzkrise aneinander nicht vertrauen und aus Sicherheitsgründen übermässig hohe Bestände an liquiden
Mitteln halten, hat sich der Geldmultiplikator drastisch zurückgebildet.
Was ist aber jetzt von dem Anstieg
zu halten? Der Geldmengenmultiplikator zeigt zwar nach einer Faustregel, in
welchem Ausmass die Banken via Kreditvergabe im Markt Geld schöpfen. Aber es
wäre heute voreilig und v.a. falsch, deswegen vor einer bevorstehenden Inflation zu
warnen.
Zumal sich seit einigen Monaten
die Anzeichen mehren, dass das Risiko der Deflation im Euro-Raum inzwischen anschaulich gestiegen ist. Die Kerninflation
(core inflation) ist in der Eurozone
auf 0,7% gesunken. Das ist insofern problematisch, als die EZB damit ihr
Inflationsziel von 2% deutlich unterläuft.
Der Anstieg des Geldmultiplikators
ist auf den Rückgang der Notenbankgeldmenge (Geldbasis) zurückzuführen. Es hat
zur Zeit mit Geldschöpfung nichts zu tun.
Geldmultiplikator in der
Eurozone, Graph: Morgan Stanley
Wenn die Banken die Sichteinlagen,
die sie bei der EZB deponieren, wieder zurückziehen, schlägt sich die ganze Entwicklung in einem
Rückgang der Notenbankgeldmenge nieder.
Einlagefazilität (deposit facility) und Sichtguthaben (current account) der Banken bei der EZB,
Graph: Morgan Stanley
Ferner: Die Kreditvergabe im
Privatsektor schrumpft weiter. Im November wurden auf das Jahr hochgerechnet
2,3% weniger Kredite vergeben. Kredite an Unternehmen sind sogar noch schneller
gefallen: -3,9% auf Jahresbasis.
Kreditvergabe in der Eurozone, Graph: Morgan Stanley
Wenn die nominalen Zinsen auf der
Null-Grenze (zero lower bound)
liegen, führt der Anstieg der Notenbankgeldmenge nicht zu einem Anstieg der Inflation. Weil es an Nachfrage mangelt, und die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt.
Exkurs:
Notenbankgeldmenge = Giroguthaben
der Banken bei der EZB + Notenumlauf
M1= Bargeldumlauf und Sichteinlagen
M2= M1 + Spareinlagen
M3= M2 + Termineinlagen.
Multiplikator
Eine expansive Geldpolitik bewirkt,
dass das Zinsniveau zurückgeht und dadurch einen Anstieg der
Investitionsausgaben auslöst. Das gestiegene verfügbare Einkommen führt zu
einem Anstieg der Konsumausgaben, womit wiederum das verfügbare Einkommen steigt.
Am Ende verschiebt sich die gesamtwirtschaftliche Nachfragekurve (AD) nach
rechts, um wie viel Fach, hängt von der Multiplikatorwirkung der Geldpolitik ab.
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