Regelmässige
Leser von Paul Krugman wissen, dass der
NYTimes-Kolumnist viel über Zombies und gelegentlich über Kakerlaken schreibt.
Es lohnt
sich, am Jahresende kurz dazu Stellung zu nehmen, was mit beiden (technischen) Begriffen
genau gemeint ist.
Eine
Zombie-Idee ist eine Idee, die schon vor langer Zeit angesichts der Beweise und
der Logik gestorben sein sollte, aber trotzdem irgendwie auf der Erde herum
watschelt, und zwar das Gehirn von Menschen fressend.
Der
Fachbegriff ist laut Krugman zum ersten Mal im
Zusammenhang mit der kanadischen Gesundheitsversorgung mit Bezug auf die Erzählungen
aufgetaucht, wonach Horden von Kanadiern auf der Suche nach gesundheitlicher
Pflege über die Grenze laufen und eine überwiegende Anzahl von kanadischen
Ärzten auswandern.
Der Begriff
bezieht sich aber auf viele „ökonomische“ Konzepte, dass z.B. Steuersenkungen
für Reiche zu einem Anstieg des Wirtschaftswachstums führe, was ja auf der
rechten Seite des politischen Spektrums wider besseres Wissens ein Dogma
bleibt.
Eine
Kakerlaken-Idee ist etwas anders. Es ist eine Idee, deren Falschheit so
offensichtlich ist, dass die Menschen, die die Idee vertreten, später behaupten,
dass sie so etwas nicht gesagt haben. Man denkt beim ersten Mal, dass man mit
einem Leerschwätzer zu tun hat. Oder man denkt zumindest, dass die Kakerlaken
verschwunden wären. Doch erfährt man demnächst, dass die Kakerlaken einen immer
wieder anfallen.
Die
missverstandene Gleichung, Graph: Prof. Paul Krugman
Die Heritage
Stiftung vertritt zum Beispiel wie Menzie
Chinn in seinem Blog darauf hinweist, dass der Anstieg der Staatsausgaben die
Nachfrage nicht erhöhen kann, weil es immer crowding out gebe, d.h., dass private Investitionen durch das
staatliche Handeln zu 100% verdrängt würden. Die Stiftung, die den Trugschluss
weiter gefördert hat, sagt auf einmal, dass ihre
extrem anspruchsvolle intertemporale Analyse falsch dargestellt werde. Dann veröffentlicht
sie eine neue „Analyse“, wo sie denselben Fehler erneut begeht.
Krugman hat das
Erscheinen der gleichen Kakerlake an der University
of Chicago einst als das dunkle Zeitalter der Makroökonomie geschildert.
Einige Leute
reagieren aber auf die Terminologie verärgert. Die Frage ist also, warum Krugman
nicht ernst und respektvoll darauf eingehen kann? Die Antwort liegt auf der Hand:
Das ganze Gespräch ist nicht ernst. Es gibt echte Debatten in den
Wirtschaftswissenschaften, zum Beispiel darüber, wie wirksam unkonventionelle
Geldpolitik ist usw.
Für solche
Debatten ist ein respektvoller Ton angebracht. Wenn aber die Leute 80-jährige
Denkfehler wiederbeleben und immer wieder vorbringen, ist eine Bunte Sprache
notwendig, um zu vermitteln, wie unernst die Position der Widersacher ist.
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