Mittwoch, 1. Januar 2014

Was bedeuten Begriffe „Zombie-Idee“ und „Kakerlaken-Idee“?

Regelmässige Leser von Paul Krugman wissen, dass der NYTimes-Kolumnist viel über Zombies und gelegentlich über Kakerlaken schreibt.

Es lohnt sich, am Jahresende kurz dazu Stellung zu nehmen, was mit beiden (technischen) Begriffen genau gemeint ist.

Eine Zombie-Idee ist eine Idee, die schon vor langer Zeit angesichts der Beweise und der Logik gestorben sein sollte, aber trotzdem irgendwie auf der Erde herum watschelt, und zwar das Gehirn von Menschen fressend.

Der Fachbegriff ist laut Krugman zum ersten Mal im Zusammenhang mit der kanadischen Gesundheitsversorgung mit Bezug auf die Erzählungen aufgetaucht, wonach Horden von Kanadiern auf der Suche nach gesundheitlicher Pflege über die Grenze laufen und eine überwiegende Anzahl von kanadischen Ärzten auswandern.

Der Begriff bezieht sich aber auf viele „ökonomische“ Konzepte, dass z.B. Steuersenkungen für Reiche zu einem Anstieg des Wirtschaftswachstums führe, was ja auf der rechten Seite des politischen Spektrums wider besseres Wissens ein Dogma bleibt.

Eine Kakerlaken-Idee ist etwas anders. Es ist eine Idee, deren Falschheit so offensichtlich ist, dass die Menschen, die die Idee vertreten, später behaupten, dass sie so etwas nicht gesagt haben. Man denkt beim ersten Mal, dass man mit einem Leerschwätzer zu tun hat. Oder man denkt zumindest, dass die Kakerlaken verschwunden wären. Doch erfährt man demnächst, dass die Kakerlaken einen immer wieder anfallen.


Die missverstandene Gleichung, Graph: Prof. Paul Krugman


Die Heritage Stiftung vertritt zum Beispiel wie Menzie Chinn in seinem Blog darauf hinweist, dass der Anstieg der Staatsausgaben die Nachfrage nicht erhöhen kann, weil es immer crowding out gebe, d.h., dass private Investitionen durch das staatliche Handeln zu 100% verdrängt würden. Die Stiftung, die den Trugschluss weiter gefördert hat, sagt auf einmal, dass ihre extrem anspruchsvolle intertemporale Analyse falsch dargestellt werde. Dann veröffentlicht sie eine neue „Analyse“, wo sie denselben Fehler erneut begeht.

Krugman hat das Erscheinen der gleichen Kakerlake an der University of Chicago einst als das dunkle Zeitalter der Makroökonomie geschildert.

Einige Leute reagieren aber auf die Terminologie verärgert. Die Frage ist also, warum Krugman nicht ernst und respektvoll darauf eingehen kann? Die Antwort liegt auf der Hand: Das ganze Gespräch ist nicht ernst. Es gibt echte Debatten in den Wirtschaftswissenschaften, zum Beispiel darüber, wie wirksam unkonventionelle Geldpolitik ist usw.

Für solche Debatten ist ein respektvoller Ton angebracht. Wenn aber die Leute 80-jährige Denkfehler wiederbeleben und immer wieder vorbringen, ist eine Bunte Sprache notwendig, um zu vermitteln, wie unernst die Position der Widersacher ist.



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