Viele wollen
es nicht gern hören, aber es ist die staatliche Politik, die für die
enttäuschende wirtschaftliche Leistung verantwortlich ist, schreibt John Taylor in einem wunderlichen Artikel
(„The Economic Hokum of Secular
Stagnation“) in WSJ.
Der an der Stanford University lehrende
Wirtschaftsprofessor behauptet m.a.W., dass der Staat das Problem, der Markt
die Lösung ist. Von „alternativen Erklärungen“ wie „säkulare Stagnation“ hält Taylor nach eigenen Worten nichts.
Konkret wirft
Taylor dem ehemaligen Finanzminister Tim Geithner vor, zu versuchen, die träge
Entwicklung der Wirtschaft in der Gegenwart mit dem Hinweis auf die schwere
Finanzkrise von 2008 entschuldigen zu lassen.
Es war Larry Summers, der vor rund
zwei Monaten die Idee vortrug, dass die träge Erholung der Wirtschaft mit der schwachen Beschäftigung und
dem schleppenden Einkommenswachstum zu tun hat.
Taylor
hingegen hält die Idee von „anhaltenden Stagnation“ für Hokum und begründet
seine Ansicht v.a. mit zwei Argumenten:
Die
gegenwärtige Erholung der Wirtschaft sei schwach, nicht weil die Probleme im
Privatsektor liegen, sondern wegen der „politischen Unsicherheiten, wie z.B. die
verstärkte Regulierung der Finanzmärkte (insbesondere Dodd-Frank Gesetz und
Affordable Care Gesetz).
Die Erholung
der Wirtschaft hat aber offiziell in der zweiten Jahreshälfte von 2009
begonnen, wie Jared Bernstein in seinem Blog hervorhebt, d.h. bevor die genannten Massnahmen in Kraft
getreten sind. Und seither entwickelten sich die Beschäftigung und das Wachstum
stärker. Auch die Finanzmärkte weisen eine gute Performance auf. Wie kann die
Performance von S&P-500 Index im Jahr 2013 mit der „Unsicherheit“, die das
Dodd-Frank Gesetz angeblich auslöse, erklärt werden?
US Potenzialwachstum
(potential GDP), Graph: Jared Bernstein
Taylor
übersieht in seiner Antipathie gegen Konjunkturprogramme (fiscal stimulus), dass das US-Haushaltsdefizit von 2009 bis 2013 von 10% auf 4% gesunken ist.
Taylor lässt ferner aus, dass die Austerität das Wirtschaftswachstum zurückgezerrt
hat. Das scheint in Taylor Wirtschaftsmodell eine unbequeme Wahrheit zu sein.
Taylors
zweites Argument lautet, dass wir, wenn säkulare Stagnation ein Problem gewesen
wäre, sie in dem Wirtschaftswachstum von 2000 auch hätten sehen müssen: Doch
stattdessen hat es „boom“-ähnliche Konditionen vor allem für Investitionen im
Wohnbau (residential investment) gegeben.
Vor der
Krise gab es etwas Seltsames, dass viele Menschen glaubten, dass die
geldpolitischen Bedingungen zu locker waren. Alle stimmen, wie Summers erklärt,
darin überein, dass die Kreditvergabe im Wesentlichen unvorsicht vor sich ging.
Es gab Taylors „residential investment“,
d.h. die Immobilienblase (housing bubble).
Der von den privaten Haushalten wahrgenommene Reichtum lag allerding jenseits
von Realität.
Die
Auslastung der Wirtschaft stand nicht unter einem grossen Druck. Die Arbeitslosigkeit
lag nicht unter einem bemerkenswert niedrigen Niveau. Und die Inflation war
ruhig. Selbst eine grosse Blase hat nicht einen übermässigen Anstieg der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auslösen können, legt Summers weiter dar.
Ja, es mag „zu
viel“ Investitionen im Wohnbau gegeben haben. Aber das Beschäftigungswachstum war
schrecklich schwach, ergänzt Bernstein. Das Potenzialwachstum der Wirtschaft ist
laut Schätzungen von CBO in den 2000er Jahren stark gesunken. Taylor hingegen
hackt um Fed, Konjukturprogrammen und Gesundheitsversorgung herum.
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