Freitag, 3. Januar 2014

Säkulare Stagnation, der Staat und der Markt

Viele wollen es nicht gern hören, aber es ist die staatliche Politik, die für die enttäuschende wirtschaftliche Leistung verantwortlich ist, schreibt John Taylor in einem wunderlichen Artikel („The Economic Hokum of Secular Stagnation“) in WSJ.

Der an der Stanford University lehrende Wirtschaftsprofessor behauptet m.a.W., dass der Staat das Problem, der Markt die Lösung ist. Von „alternativen Erklärungen“ wie „säkulare Stagnation“ hält Taylor nach eigenen Worten nichts.

Konkret wirft Taylor dem ehemaligen Finanzminister Tim Geithner vor, zu versuchen, die träge Entwicklung der Wirtschaft in der Gegenwart mit dem Hinweis auf die schwere Finanzkrise von 2008 entschuldigen zu lassen.

Es war Larry Summers, der vor rund zwei Monaten die Idee vortrug, dass die träge Erholung der Wirtschaft mit der schwachen Beschäftigung und dem schleppenden Einkommenswachstum zu tun hat.

Taylor hingegen hält die Idee von „anhaltenden Stagnation“ für Hokum und begründet seine Ansicht v.a. mit zwei Argumenten:

Die gegenwärtige Erholung der Wirtschaft sei schwach, nicht weil die Probleme im Privatsektor liegen, sondern wegen der „politischen Unsicherheiten, wie z.B. die verstärkte Regulierung der Finanzmärkte (insbesondere Dodd-Frank Gesetz und Affordable Care Gesetz).

Die Erholung der Wirtschaft hat aber offiziell in der zweiten Jahreshälfte von 2009 begonnen, wie Jared Bernstein in seinem Blog hervorhebt, d.h. bevor die genannten Massnahmen in Kraft getreten sind. Und seither entwickelten sich die Beschäftigung und das Wachstum stärker. Auch die Finanzmärkte weisen eine gute Performance auf. Wie kann die Performance von S&P-500 Index im Jahr 2013 mit der „Unsicherheit“, die das Dodd-Frank Gesetz angeblich auslöse, erklärt werden?


US Potenzialwachstum (potential GDP), Graph: Jared Bernstein


Taylor übersieht in seiner Antipathie gegen Konjunkturprogramme (fiscal stimulus), dass das US-Haushaltsdefizit  von 2009 bis 2013 von 10% auf 4% gesunken ist. Taylor lässt ferner aus, dass die Austerität das Wirtschaftswachstum zurückgezerrt hat. Das scheint in Taylor Wirtschaftsmodell eine unbequeme Wahrheit zu sein.

Taylors zweites Argument lautet, dass wir, wenn säkulare Stagnation ein Problem gewesen wäre, sie in dem Wirtschaftswachstum von 2000 auch hätten sehen müssen: Doch stattdessen hat es „boom“-ähnliche Konditionen vor allem für Investitionen im Wohnbau (residential investment) gegeben.

Vor der Krise gab es etwas Seltsames, dass viele Menschen glaubten, dass die geldpolitischen Bedingungen zu locker waren. Alle stimmen, wie Summers erklärt, darin überein, dass die Kreditvergabe im Wesentlichen unvorsicht vor sich ging. Es gab Taylors „residential investment“, d.h. die Immobilienblase (housing bubble). Der von den privaten Haushalten wahrgenommene Reichtum lag allerding jenseits von Realität.

Die Auslastung der Wirtschaft stand nicht unter einem grossen Druck. Die Arbeitslosigkeit lag nicht unter einem bemerkenswert niedrigen Niveau. Und die Inflation war ruhig. Selbst eine grosse Blase hat nicht einen übermässigen Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage auslösen können, legt Summers weiter dar.

Ja, es mag „zu viel“ Investitionen im Wohnbau gegeben haben. Aber das Beschäftigungswachstum war schrecklich schwach, ergänzt Bernstein. Das Potenzialwachstum der Wirtschaft ist laut Schätzungen von CBO in den 2000er Jahren stark gesunken. Taylor hingegen hackt um Fed, Konjukturprogrammen und Gesundheitsversorgung herum.


Keine Kommentare: