Montag, 27. Januar 2014

Paranoia der Plutokraten

Der Milliardär Investor Tom Perkins beschwert sich in einem Brief an den Herausgeber von The Wall Street Journal über die öffentliche Kritik an „1 Prozent“ und vergleicht diese Kritik mit Nazi-Angriffen auf die Juden, was darauf hindeutet, dass wir auf dem Weg zu einer anderen Reichskristallnacht seien.

Paul Krugman bemerkt dazu in seiner lesenswerten Kolumne („Paranoia of the Plutocrats“) am Montag in NYTimes, dass man meinen könnte, dass es sich dabei um einen verrückten Kerl handelt. Der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor fragt sich, warum The Wall Street Journal so etwas überhaupt veröffentlicht.

Perkins ist aber nicht ein Sonderfall, ergänzt Krugman. Nur um es klar zu stellen: die sehr Reichen und diejenigen vor allem an der Wall Street haben es unter Obama in der Tat schlechter als wenn Romney die Wahl 2012 gewonnen hätte.

Aber jede Gruppe findet sich auf der Verliererseite der politischen Debatte irgendwo auf dem Weg. Die Frage ist, was nun geschieht. Normale Menschen nehmen es in Kauf. Sie schreien nicht Hetzjagd, um ihre Kritiker mit Nazis zu vergleichen, dass die Welt sich um ihre verletzten Gefühle drehe. Aber die Reichen sind anders als du und ich, schildert Krugman weiter.

Sie sind es gewöhnt, mit Respekt behandelt zu werden, nicht nur von den Menschen, sondern durch die Politiker, die ihre Wahlkampfspenden wollen. Und sie sind schockiert, zu entdecken, dass das Geld nicht alles kaufen kann und dass sie sich von aller Not nicht herausnehmen können.




Durchschnittliche Steuersätze für die Top 1%, GraphProf. Paul Krugman

Die Bush-Steuersenkungen sind nicht vollständig dahin, erläutert Krugman. Am langen Ende sind sie aber aufgehoben worden. Dazu kommen noch zusätzliche Steuern, die mit Obamacare zu tun haben. Im Ergebnis sind die Steuern für reiche Amerikaner heute im Grunde genommen auf das Niveau vor der Reagan Ära zurückgesetzt worden.

Krugman vermutet, dass die Masters of Universum heute über die Art ihres Erfolgs unsicher sind. Wir reden hier nicht über die Captains of Industry; Männer, die etwas herstellen. Wir reden über Geschäftemacher; Männer, die das Geld herum schieben und reich werden, durch das Abschöpfen einiger aus der Spitze, die überschwappen.

Sie können sich damit rühmen, dass sie Arbeitsplätze schaffen. Schaffen sie aber dadurch Mehrwert? Viele bezweifeln es. Und vermutlich haben sogar einige von den Reichen selbst daran Zweifel, eine Form der Selbstzweifel, die sie noch mehr wütend auf ihre Kritiker macht.

Wie auch immer; es ist unmöglich, die Tiraden wie die von Perkins zu lesen, ohne an die berühmte Rede von FDR von 1936 in Madison Square Garden zu denken, wo der Präsident über den Hass sprach,die Kräfte des organisierten Geldes und erklärte: „Ich begrüsse ihren Hass“.

Präsident Obama hat, leider, wie Krugman darlegt, nicht annähernd so viel getan wie FDR, um den Hass derjenigen des unverdienten Reichtums auf sich zu ziehen. Aber er hat viel mehr getan als viele Progressive ihm zugetraut haben. Und wie FDR sollten Präsident und die Progressive diesen Hass im Allgemeinen begrüssen. Denn es ist ein Zeichen, dass sie etwas Richtiges tun.


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