Das mittlere Einkommen sinkt. Die
Anzahl der Armen steigt. Beinahe die gesamten Gewinne gehen an die Spitze. Und
das Big Money korrumpiert die Demokratie.
Warum gibt es aber keine Unruhe
in Amerika, fragt sich Robert Reich
in seinem Blog.
Warum es heute nicht einmal eine
grosse Reform-Welle ähnlich wie damals in der Ära New Deal oder Great Society
gibt, ist in der Tat eine vernünftige Frage.
Der an der University of California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor sagt
selbst, dass die Antwort darauf kompliziert ist, zumindest aus drei Gründen:
(1) Die Arbeiterklasse ist heute
wie gelähmt, vor Angst, den Arbeitsplatz und die Entlohnung zu verlieren. In
früheren Jahrzehnten hat die Arbeiterklasse Reformen hervorgerufen. Heute nicht
mehr. Heute sieht niemand den eigenen Arbeitsplatz als gesichert an. Ausserdem
ist das Mittel zur Selbstorganisation (Gewerkschaften) in der Gegenwart
ziemlich dezimiert.
(2) Die Studenten wagen es nicht,
Unruhe zu stiften. In früheren Jahrzehnten waren Studenten eine wichtige Kraft für
den sozialen Wandel. Die Studenten von heute wollen aber keinen Krawall machen.
Sie sind hoch verschuldet. Oben darauf ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt
für die Absolventen von Universitäten miserabel, weshalb Rekordzahlen von
jungen Menschen heute bei den Eltern wohnen.
Reformer und Revolutionäre sind
nicht erfreut, bei ihren Eltern zu leben. Sie machen sich auch keine Gedanken
über Credit Ratings oder Job-Empfehlungen.
(3) Die amerikanische
Öffentlichkeit wurde so zynisch über den Staat, dass viele nicht mehr denken,
dass eine Reform möglich wäre.
Der Wandel kommt ohnehin, unterstreicht Reich weiter. An einem gewissen Punkt werden die arbeitenden Menschen, Studenten und die breite Öffentlichkeit genug davon haben. Sie werden die Wirtschaft und die Demokratie wieder zurückerobern.
Das war die zentrale Lehre aus der amerikanischen Geschichte, hält der ehemalige Arbeitsminister unter Clinton Regierung als Fazit fest: „Reform ist weniger riskant als Revolution. Aber je länger wir warten, desto wahrscheinlicher wird die zweite“.
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