In den USA findet seit einigen
Monaten eine Debatte unter Ökonomen darüber statt, ob der Mindestlohn und die Lohnauffüllung
(EITC: Earned Income Tax Credit) sich ergänzen oder ersetzen.
Die Frage mag obskur vorkommen.
Die Antwort ist aber wichtig, wenn es darum geht, sich festzulegen, wie armen
Familien zu helfen ist, während auch die Wirtschaft angekurbelt werden soll.
Mark Thoma nimmt in einem lesenswerten Artikel („What’s the best way to help the poor?“)
in CBS Money Watch Stellung dazu und erklärt vorerst den
Unterschied zwischen sich ergänzenden und ersetzenden Waren im ökonomischen
Sinne.
Im konkreten Fall geht es aber
nicht darum, ob der Anstieg des „Preises“ des einen Gutes (Mindestlohn) zu einem
Anstieg oder Rückgang des anderen Gutes (EITC) führt. Die Frage ist, ob wir
Menschen mit niedrigem Einkommen durch den Mindestlohn oder allein durch die EITC
helfen können. Oder anders formuliert, ob die Unterstützung für Haushalte mit niedrigem
Einkommen durch eine Kombination der beiden Arten von Beihilfen erfolgen kann.
Die Antwort auf diese Frage ist
umstritten. Viele Menschen glauben, dass die EITC (*) allein der beste Ansatz sei, während andere denken, dass eine Kombination
von beiden am besten funktioniert.
Thoma befürwortet den Mindestlohn
und die EITC in Tandem. Eine sorgfältig konzipierte Steuergutschrift oder geld-
und fiskalpolitische Massnahmen, die die Nachfrage wiederbeleben, könnten die
Beschäftigung fördern, ohne das Einkommen der stark gefährdeten privaten Haushalte
zu senken. Das sei v.a. in einer Zeit der wachsenden Ungleichheit besonders
wichtig, unterstreicht der an der Oregon
University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Schliesslich ist die
Unterscheidung der Politik in Bezug auf die Fragestellung „Mindestlohn versus
EITC“ unabhängig von der Wirtschaft wichtig. Denn die Kosten des Mindestlohnes stammen
v.a. aus höheren Preisen (z.B. ein Anstieg der Preise von Fast Food und ein
Rückgang der Unternehmensgewinne), während ein Anstieg der EITC hauptsächlich
durch Steuererhöhungen finanziert wird.
Aus diesem und anderen Gründen
scheint eine Erhöhung des Mindestlohnes viel mehr politische Unterstützung zu
geniessen als eine Erhöhung der EITC. Wenn Unterstützung der armen Familien mit
beiden Instrumenten politisch nicht möglich ist, ist die Erhöhung des Mindestlohnes
besser als gar nichts zu tun.
(*)
EITC: Earned Income Tax Credit ("Arbeitseinkommen-Steuergutschrift").
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