Wenn eine Bank oder ein
Unternehmen sich schuldig erklärt, das Gesetz gebrochen zu haben, streben die Behörden in den USA neuerdings in gewissen Fällen oft einen Vergleich an, anstatt jemanden vor Gericht zu zerren.
Vergleich bedeutet, dass Ermittlungen und Verfahren gegen die betreffende Institution
eingestellt werden.
Wenn eine Bank z.B. einräumt, die
Öffentlichkeit und die Investoren mit „ernsthaften Falschdarstellungen“ hinters
Licht geführt zu haben, neigen die Regulierungsbehörden dazu, eine Vereinbarung zu treffen,
um die „Affäre“ zu beenden. Strafrechtliche Konsequenzen für die betreffenden Unternehmen
oder Personen werden dann oft ausgeschlossen.
Im Zuge der Finanzkrise haben das Justizministerium (DOJ: Departement
of Justice) und die staatliche Überwachungsbehörde (banking watchdog) mit Banken in mehreren Fällen Vereinbarungen getroffen, um, so lautet das Argument, dafür zu sorgen, dass das Finanzsystem nicht ins Wanken gerät.
Die Aufsichtsbehörden haben in
diesem Zusammenhang immer die Ansicht vertreten, dass die Vergleiche geeignete Instrumente sind,
um das Gesetz durchzusetzen. Um Streitpunkte beizulegen, werden also Vergleiche
vorgezogen.
Senatorin Elizabeth Warren teilt die Meinung nicht.
Die Demokratin aus Massachusetts deutet darauf hin, dass die Vergleiche
steuerlich abzugsfähig sind und oft vertraulich behandelt werden, sodass die
Öffenlichkeit keine Ahnung davon hat, ob die Bedingungen der Vereinbarung fair
sind.
Warren hat deshalb vergangene
Woche in Zusammenarbeit mit Tom Coburn, dem Republikaner aus Oklahoma einen Gesetzentwurf vorgestellt, wonach
Vereinbarungen, die der Staat mit Unternehmen trifft, transparenter und fairer
werden sollen. Am Ende könnten Milliarden von Dollar für die Steuerzahler
gespart werden, wie Mother Jones berichtet.
Die Professorin für Recht an der Harvard Law School versucht, zu verhindern,
dass die Vergleiche steuerlich absetzbar gelten. Die amerikanische Juristin
will, dass die Behörden erklären, warum bestimmte Vergleiche vertraulich sind
und die Bedingungen der Vereinbarungen öffentlich offen legen, damit die
Steuerzahler sehen können, wie die Abzugsfähigkeit der beigelegten zivil-
und strafrechtlichen Klagen in Form eines Vergleichs ihnen teuer zu stehen kommen.
JP Morgan hat beispielsweise im Oktober 2013 mit dem DOJ einen
Vergleich in Rekordhöhe von 13 Mrd. USD getroffen. Die amerikanische Bank darf nun gestützt
auf den Vergleich einen Steuernachlass von 4 Mrd. USD in Anspruch nehmen.
Fresenius Medical Care Holdings hat 2000 einem Vergleich in Höhe
von 486 Mio. USD zugestimmt, in Folge von Verhandlungen, dass das
Gesundheitsunternehmen Medicare (der staatliche Gesundheitsdienst für Rentner) hintergangen
und gegen andere bundesstaatliche Gesundheitsprogramme verstossen hat. Im
vergangenen Jahr hat ein Gericht Fresenius einen Steuernachlass im Wert von 50 Mio. USD zugestanden.
BP wurde 2010 für die massive Ölpest im Golf verantwortlich
erklärt. Das international tätige britische Energieunternehmen hat mit dem
Staat einen Vergleich in Höhe von 20 Mrd. USD für die Reinigungskosten getroffen.
BP darf nun von einem Steuernachlass im Wert von 10 Mrd. USD Gebrauch machen.
Die Grossbank HSBC hat sich mit den Behördern
aussergerichtlich geeinigt, eine Strafe in Höhe von 1,9 Mrd. USD zu zahlen,
wegen Geldwäscherei-Vorwürfen in Sachen Drogen- und Terror-Gelder. Die
strafrechtliche Verfolgung der Bank wurde ausgesetzt. Das DOJ hat zwar nicht
offengelegt, ob die Vereinbarung steuerlich absetzbar ist. Aber wenn dem so wäre, würden Steuerzahlern 700 Mio. USD durch
die Lappen gehen.
Exxon hat auch mit Behörden für die in Alaska verschuldete Ölpest
eine aussergerichtliche Vereinbarung getroffen. Für die Geldstrafe von 1,1 Mrd.
USD bekommt der amerikanische Mineralölkonzern einen steuerlichen Nachlass von 576 Mio. USD.
Marsh & McLennan, die Versicherungsbrokerfirma hat 2005 mit
Behörden eine Einigung erzielt, eine Strafe von 850
Mio. USD zu zahlen, um strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen zu
werden. Beim „Fehltritt“ handelt es sich um Angebotsabsprachen und
Interessenkonflikte. Das Unternehmen darf damit 298 Mio. USD von Steuern
absetzen.
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