Das Ifo-Institut prognostiziert Deutschland ein kräftiges Wirtschaftswachstum für 2014. Der
Exportüberschuss dürfte demnach weiter steigen. Der Leistungsbilanzüberschuss (180
Mrd. EUR) könnte sogar von 7,0% auf 7,3% des BIP (*) klettern.
Wie sieht es aber mit dem Einzelhandel
im Land des Exportmeisters aus? Die aktuellen Daten deuten auf eine Flaute hin.
Die Einzelhandelsunternehmen in
Deutschland haben nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr
2013 nominal zwischen 1,6% und 1,8% umgesetzt.
Der Umsatz ist damit real (d.h. um die Inflation bereinigt)
um etwa 0,4% gegenüber dem
Vorjahreswert gestiegen. Von einer konjunkturellen Dynamik kann also keine Rede
sein. Warum? Weil die Einkommenssituation der privaten Haushalte miserabel ist.
Viele Menschen bleiben auf der Strecke.
Seit der Einführung der Gemeinschaftswährung
sinken die Reallöhne in Deutschland. Berlin unterbietet damit alle anderen EU-Mitglieder.
Steigen die Reallöhne nicht, kann die Binnennachfrage nicht angekurbelt werden.
Deutschland Einzelhandelsumsatz
2013, Graph: Statistisches Bundesamt, destatis
Ironie des Schicksals?
Die politische Reaktion auf die
Finanzkrise von 2008 im Euro-Raum war die Einigung der politischen Entscheidungsträger
- treu dem Austerian-Dogma – keine konjunkturpolitische Massnahmen zu
ergreifen. Das heisst, dass die Fiskalpolitik
(expansiv) nicht zum Einsatz kommen darf. Begründung: Die Inflation würde sonst
durch die Decke schiessen.
Was übrig blieb, war die Geldpolitik, und zwar eine lockere, um
die Nachfrage in Rezession wieder anzukurbeln. Doch die EZB hat die Zinsen im Jahr
2011 zweimal (im April und im Juli) erhöht, anstatt zu senken.
Mario Draghi hat dann den „Fehler“
von Jean-Claude Trichet korrigieren müssen, soweit, dass die EZB sogar das OMT-Programm vorgestellt hat, wovon sie bisher allerdings faktisch nicht
gebraucht gemacht hat.
Nun ist die Geldpolitik der EZB
locker, nicht so locker wie die der Fed, BoE oder BoJ und der SNB, aber
immerhin im historischen Vergleich locker. Was nun geschehen ist hingegen „bizarr“:
Denn die Inflation ist im Euro-Raum nicht gestiegen. Ganz im Gegenteil: Die Inflation ist bis auf 0,8% gefallen. Die EZB unterläuft damit die Zielinflationsrate von 2% deutlich.
Und darüber hinaus besteht in der Eurozone die Gefahr der Deflation.
Wie absurd ist eigentlich das
deutsche Wirtschaftsmodell?
(*) Die EU-Kommission betrachtet
einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als 6% in einem Zeitraum von mehr als 3
Jahren als stabilitätsgefährdend.
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