Dienstag, 7. Januar 2014

Der Einzelhandel in Deutschland und das absurde Wirtschaftsmodell

Das Ifo-Institut prognostiziert Deutschland ein kräftiges Wirtschaftswachstum für 2014. Der Exportüberschuss dürfte demnach weiter steigen. Der Leistungsbilanzüberschuss (180 Mrd. EUR) könnte sogar von 7,0% auf 7,3% des BIP (*) klettern.

Wie sieht es aber mit dem Einzelhandel im Land des Exportmeisters aus? Die aktuellen Daten deuten auf eine Flaute hin.

Die Einzelhandelsunternehmen in Deutschland haben nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2013 nominal zwischen 1,6% und 1,8% umgesetzt.

Der Umsatz ist damit real (d.h. um die Inflation bereinigt) um etwa 0,4% gegenüber dem Vorjahreswert gestiegen. Von einer konjunkturellen Dynamik kann also keine Rede sein. Warum? Weil die Einkommenssituation der privaten Haushalte miserabel ist. Viele Menschen bleiben auf der Strecke.

Seit der Einführung der Gemeinschaftswährung sinken die Reallöhne in Deutschland. Berlin unterbietet damit alle anderen EU-Mitglieder. Steigen die Reallöhne nicht, kann die Binnennachfrage nicht angekurbelt werden.



Deutschland Einzelhandelsumsatz 2013,  Graph: Statistisches Bundesamt, destatis

Ironie des Schicksals?

Die politische Reaktion auf die Finanzkrise von 2008 im Euro-Raum war die Einigung der politischen Entscheidungsträger - treu dem Austerian-Dogma – keine konjunkturpolitische Massnahmen zu ergreifen. Das heisst, dass die Fiskalpolitik (expansiv) nicht zum Einsatz kommen darf. Begründung: Die Inflation würde sonst durch die Decke schiessen.

Was übrig blieb, war die Geldpolitik, und zwar eine lockere, um die Nachfrage in Rezession wieder anzukurbeln. Doch die EZB hat die Zinsen im Jahr 2011 zweimal (im April und im Juli) erhöht, anstatt zu senken.

Mario Draghi hat dann den „Fehler“ von Jean-Claude Trichet korrigieren müssen, soweit, dass die EZB sogar das OMT-Programm vorgestellt hat, wovon sie bisher allerdings faktisch nicht gebraucht gemacht hat.

Nun ist die Geldpolitik der EZB locker, nicht so locker wie die der Fed, BoE oder BoJ und der SNB, aber immerhin im historischen Vergleich locker. Was nun geschehen ist hingegen „bizarr“: Denn die Inflation ist im Euro-Raum nicht gestiegen. Ganz im Gegenteil: Die Inflation ist bis auf 0,8% gefallen. Die EZB unterläuft damit die Zielinflationsrate von 2% deutlich. Und darüber hinaus besteht in der Eurozone die Gefahr der Deflation.

Wie absurd ist eigentlich das deutsche Wirtschaftsmodell?


(*) Die EU-Kommission betrachtet einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als 6% in einem Zeitraum von mehr als 3 Jahren als stabilitätsgefährdend.

Keine Kommentare: