Die Banken in Europa haben im
Vorfeld von AQR (Asset Quality Review) Staatsanleihen verkauft. Nun scheinen
sie sie wieder zurückzukaufen, wie aus den folgenden Abbildungen hervorgeht.
In Spanien und
Italien beträgt der Anteilder Staatsanleihen jeweils rund
10% der Bilanzsumme der Banken, schreiben Lucrezia
Reichlin and Luis
Garicano in einem aktuellen Artikel („Squaring the Eurozone’s Vicious Circle“) in Project Syndicate.
Die Autoren vertreten
die Ansicht, dass damit gewisse Risiken
einhergehen.
Reichlin und
Garicano nennen v.a. eine „unerwartete Herausforderung“ auf dem Markt für
Staatsanleihen, mit der ein „schwächeres Schuldnerland“ konfrontiert werden könnte.
Zum Beispiel Kataloniens Sezession-Referendum. Oder Neuverhandlungen der
portugiesischen und griechischen Rettungsaktionen. Das alles würde die Solvenz der
Banken unterhöhlen, so die Autoren.
Selbst ohne
eine Krise behindert die „geographische Segmentierung des Marktes für
Staatsanleihen“ die geldpolitische Transmission erheblich, behaupten die
Autoren weiter.
Warum kaufen aber die europäischen
Banken Staatsanleihen in Euro?
Der naheliegende Grund ist Basel III, wonach Staatsanleihen als risikofrei
gelten und die Banken dafür zusätzlich kein Eigenkapital vorhalten müssen.
Europäische Banken haben im Vorfeld von Stresstests Staatsanleihen verkauft, Graph: Morgan Stanley in: European Economics,
Jan 2014
...und nun scheinen die Banken Staatsanleihen wieder zurückzukaufen, Graph: Morgan Stanley in: European Economics, Jan 2014
Basel III gibt aber Staatsanleihen der Heimatländer
keinen Vorzug. Die OECD-Staatsanleihen werden genau so behandelt, unabhängig
davon, ob sie in der eigenen Währung des ausgebenden Landes denominiert sind
oder nicht.
Die EZB verordnet zwar unterschiedliche Sicherheitsabschläge (haircuts) auf Anleihegläubiger je nach
Bonität des Landes. Aber sie unterscheidet wenig zwischen den EU-Ländern, was
nach Ausführung der Autoren home-country
bias der europäischen Banken weder ermuntert noch entmutigt.
Die Banken sehen sich infolge
der Euro-Krise veranlasst, die Staatsanleihen der Heimatländer bevorzuziehen,
was auf eine Reihe von Faktoren beruht: Es ist erstens die Angst vor Redenomination
(convertibility risk).
Und zweitens die Erwartung,
dass im Fall einer gravierenden Krise die sog. Rettungsmechanismen national
eingerichtet würden. Warum? Weil es in der Eurozone an fiscal backstop mangelt
wie z.B. an einem lender of last resort
oder einer Vergemeinschaftung von
Schulden (debt-mutualization), Stichwort:
Eurobonds. Vor diesem Hintergrund ist der home-country
bias nicht verwunderlich. Der Trend könnte sich sogar verstärken, wenn es
zu einem ökonomischen Schock in der Eurozone käme.
Es liegt auf der Hand, dass
nur eine gemeinsame fiskalpolitische Unterstützung in Verbindung mit einer
gemeinsamen Bankenaufsicht den home-country bias aufheben würde. Dazu gibt es
aber in der EU keinen Konsens.
Die Autoren unterbreiten daher
drei Vorschläge, um die Verflechtung der Banken mit den Staatsanleihen ihrer
Heimatländer zu beenden:
(1) Eine Obergrenze dafür,
wie viel die Banken Staatsanleihen in eigenen Beständen halten dürfen. Eine
administrative Deckelung ist jedoch ein stumpfes Instrument, weil damit Spekulationen
(Arbitrage-Geschäfte) einhergehen würden. Südeuropa wäre sicherlich nicht
erfreut, weil es einen starken Rückgang der Nachfrage nach eigenen
Staatsanleihen befürchten müsste.
(2) Die Ausgabe von European
Safe-Bonds (ESBies).
(3) Eine Einschränkung des
Anteils an Staatsanleihen im Verhältnis zum BIP.
Fazit: Die Autoren mögen die
gegenseitige Abhängigkeit europäischer Banken und ihrer Heimatländer nicht. Ein
Blick über den Atlantik zeigt aber, dass die Staatsanleihen-Bestände der Banken
in anderen Ländern höher ist als in Europa.
Und wenn die Banken in
Europa "so gut" kapitalisiert sind wie die Konkurrenz aus den USA, sieht
das Ganze nicht problematisch aus, wenn man v.a. bedenkt, dass die
Wirtschaft in einer Depression steckt, und die nominalen Zinsen mittlerweile
seit mehr als fünf Jahren auf der Null-Grenze (zero lower bound) liegen.
1 Kommentar:
"Basel III gibt aber Staatsanleihen der Heimatländer keinen Vorzug. Die OECD-Staatsanleihen werden genau so behandelt, unabhängig davon, ob sie in der eigenen Währung des ausgebenden Landes denominiert sind oder nicht."
Das ist so nach meinem Kenntnsistand fachlich falsch. Die Nullgewichtung greift nur bei eigener Währung. In Europa mit der Besonderheit, dass als eigene Währung der EUR bzw. eine Währung eines EWR-Mitglieds definiert ist. Daher sind die EUR-Anleihen der EU-Staaten per se nicht mit Eigenkapital zu unterlegen.
Oder wie ist Ihre Aussage zu verstehen?
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