Die Ungleichheit in den
Vereinigten Staaten nimmt seit mehr als vier Jahrzehnten zu und zeigt keine
Anzeichen des Rückzugs. Das gleiche Muster ist auch in anderen Ländern in einem
unterschiedlichen Ausmass zu beobachten.
Die Wirtschaft hat sich verändert
und neue Kräfte verursachen Ungleichheit, die sich selbst ernährt, schreibt Robert H. Frank In einem lesenswerten
Artikel („The vicious circle of income
inequality”) am Sonntag in NYTimes.
Eine davon ist, dass das höhere
Einkommen der Spitzenverdiener die Konsumnachfrage zugunsten von Waren verlagert,
deren Wert aus Gaben der anderen Top-Verdiener stammt. Weil die Reichen fast über
jeden Besitz verfügen, was man gebrauchen kann, geben sie ihr zusätzliches Einkommen
für den Kauf von etwas Besonderem aus. Und was die Güter speziell macht, ist,
dass sie von Personen oder Organisationen hergestellt werden, deren Talente
nicht einfach dupliziert werden können, erklärt der an der Cornell University lehrende Wirtschaftsprofessor.
Wohlhabende Leute wählen nicht
nur irgendeinen Architekten, Künstler, Juristen oder platischen Chirurgen,
sondern sie suchen die besten und die teuersten in jeder Kategorie. So wie die
Reichen immer reicher werden, werden auch die talentierten Leute, die die
Reichen als Stammkunde unterstützen und fördern, reicher. Die Ausgaben dieser
Leute wiederum erhöht das Einkommen der anderen Praktiker der Elite. Und so
weiter.
In jüngerer Zeit hat die
wachsende Ungleichheit viel Einfluss auf den politischen Prozess. Mehr
Einkommen und Vermögen in den Händen der Top-Verdiener gibt ihnen einen
besseren Zugang zu dem Gesetzgeber. Das Ergebnis ist Senkung der Einkommens-
und Grundstück-Steuern sowie Deregulierung in der Geschäftswelt. Diese
Veränderungen wiederum verursachen weitere Konzentration von Einkommen und
Vermögen an der Spitze, was noch mehr politischen Einfluss ermöglicht.
Die Einkommenskonzentration hat
laut Frank auch das Konsumverhalten auf andere Weise verändert, wodurch
Einkommenskluft sich weiter vertieft. Die Reichen geben mehr Geld für
Geschenke, Kleidung, Wohnen, Feiern und andere Dinge aus, nur weil sie mehr Geld
haben. Die Mehrausgaben der Reichen verlagert den Bezugsrahmen (frames of reference) im Allgemeinen,
welcher die Nachfrage der Menschen am unteren Ende der Einkommensskala prägt,
sodass auch die weniger wohlhabenden Menschen anfangen, mehr Geld auszugeben,
und so weiter.
Aber weil das Einkommen unterhalb
von Top-Verdienern stagniert, macht die sich daraus ergebende Ausgaben-Kaskade (expenditure cascades) für die Familien
mit geringerem Einkommen es schwieriger, über die Runden zu kommen. Trotz der
hohen Verschuldung sind diese Menschen nicht in der Lage, mit
Gemeinschaftsnormen (community standards)
Schritt zu halten. Die Zinszahlungen verarmen sie, während wohlhabende
Gläubiger dadurch reicher werden.
Die vielleicht wichtigste
Rückkopplungsschleife (feedback loop)
zeigt sich in der höheren Bildung. Mittelklassen-Familien mit knappen Budgets
haben es schwer, sich besondere Tutoren und andere Vorteile zu leisten, die die
Studenten aus wohlhabenden Familien geniessen, um Zulassung an den
Elite-Universitäten zu bekommen.
Finanzielle Unterstützung hilft, solche
Probleme zu lindern. Während aber die Kinder der wohlhabenden Familien das
Studium schuldenfrei abschliessen, und schnell gut bezahlte Jobs finden, leiden
die Kinder der anderen Familien unter der schweren Last der Studiendarlehen und
sehen geringeren Beschäftigungsaussichten gegenüber.
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