Mittwoch, 21. Juli 2010

SNB: Halbjahresverlust von rund 4 Mrd. Franken

Die Schweizerische Nationalbank ( SNB) hat im ersten Halbjahr 2010 ihre Devisenanlagen um rund 132 Mrd. Franken erhöht. Der grösste Teil davon wurde in Euro-Anlagen investiert. Die starke Aufwertung des Franken insbesondere gegenüber dem Euro hat zu Wechselkursverlusten im Umfang von über 14 Mrd. Franken geführt, teilte die SNB heute mit. Die Erträge der Fremdwährungs- und Frankenpositionen und der starke Anstieg des Goldpreises halten den Halbjahresverlust der SNB in Grenzen. Er dürfte rund 4 Mrd. Franken erreichen, heisst es in der Pressmitteilung. Der Bericht zum Halbjahresabschluss mit den definitiven Zahlen wird am 13.August 2010 veröffentlicht.



Euro / Schweizer Franken Wechselkurs, Graph : swissquote.ch

Wegen des angeblichen Misserfolgs der inzwischen eingestellten Devisenmarktinterventionen gerät die SNB nun in Kritik, wie es den Medien zu entnehmen ist. Auch die Stellung von Philipp Hildebrand, dem SNB-Präsidenten sei in die Diskussion gebracht. Wer sind aber die lautstarken Kritiker der SNB? (a) Rechtskonservative Kreise, (b) Mainstream-Ökonomen und (c) Banken-Lobby. Bei allem Respekt vor einer konstruktiven Kritik darf vorerst daran erinnert werden, dass die Entwicklung der SNB-Bilanz eine Konsequenz der Geldpolitik ist. Und die expansive Geldpolitik der SNB reflektiert seit dem Ausbruch der Krise das depressive Marktumfeld. Rund 70% der industrialisierten Weltwirtschaft steckt heute in einer Liquiditätsfalle. Eine Wirtschaft, die in einer Liquiditätsfalle steckt, braucht Stimulanz, wie Paul Krugman betont. Die SNB sorgt dafür nach Kräften. Angesichts einer sich abzeichnenden Deflationsgefahr hat die SNB unkonventionelle Massnahmen ergreifen müssen, um die monetären Bedingungen weiter zu lockern: (i) durch (längerfristige) Repo-Geschäfte, (ii) durch Devisenswaps, (iii) durch den Erwerb von privaten Franken-Anleihen und (iv) Devisenkäufe.

Es gilt in diesem Zusammenhang, sich wieder zu vergegenwärtigen, dass die Grossbanken und die Verfechter des Marktradikalismus die Welt an den Rand des Abgrunds gebracht haben. Der Markt korrigiert sich nicht selbst. Die Deregulierung hat sich als fataler Fehler erwiesen, wie Joseph Stiglitz festhält.

(1) Bei den Wechselkursverlusten (Euro-Bestand) handelt es sich um Buchverluste. Die SNB ist nicht gezwungen, ihre Euro-Reserven zu einem verlustbringenden, tieferen Kurs zu verkaufen.

(2) Trotz der widrigsten Konditionen seit der Grossen Depression (1930er Jahre) verfügt die SNB über den notwendigen Handlungsspielraum für Massnahmen in den Krisenzeiten.

(3) Die SNB ist ausreichend mit Eigenkapital ausgestattet, um auch grosse Verluste auffangen zu können.

Philipp Hildebrand macht einen guten Job. Die Finanzwirtschaft ist ein Mittel zum Zweck, und kein Selbstzweck. Heute sorgt die SNB dabei für einen Ausgleich.

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