Menzie Chinn geht in einem kurzen, aber äusserst komplizierten Eintrag in Econbrowser auf Greg Mankiws Artikel („The Trilemma of International Finance“) über das „Trilemma im internationalen Finanzwesen“ in der Sonntagsausgabe von NYT ein. Mankiw, der an der Harvard University Wirtschaftswissenschaften unterrichtet, betont im besagten Essay die Feststellung über die Austauschbeziehungen („trade off“) zwischen Mobilität des Kapitals, der geldpolitischen Autonomie und der Wechselkursstabilität. Es ist demnach zu einem gegebenen Zeitpunkt nicht möglich, alle drei Ziele gleichzeitig zu erreichen. Prof. Menzie verweist auf eine Studie, in der er, Joshua Aizenman und Hiro Ito quantifizieren, wie die Länder im Laufe der Zeit damit umgehen. Mankiw argumentiert, dass "wir uns angesichts von „trade offs“ nicht wundern sollten, wenn manche Länder unterschiedliche Konfigurationen auswählen als die USA". Menzie ist der Meinung, dass es wichtig ist, zu zeigen, was China im Lauf der Zeit aus diesen „trade offs“ gemacht hat.
"Diamond Charts", Graph: Prof. Menzie Chinn
Die geldpolitische Autonomie werde an der mangelhaften Zins-Korrelation mit dem Leitzins eines Landes, die Wechselkursstabilität durch die inverse Standardabweichung des monatlichen nominalen Wechselkurses und die Mobilität des Kapitals durch den „Chinn-Ito-Kapitalbilanz Ofenness Index“ gemessen, erklärt Chinn. Die Währungsreserven/BIP-Quote dient als Puffer. Die Zu- und/oder Abnahme der Reserven ermöglichen unterschiedliche „trade offs“, so Chinn. Und es sei deshalb möglich, dass das inländische Finanzsystem irgendwie vom internationalen Finanzsystem isoliert wird, erläutert er. Anhand von „Diamond Charts“ zeigt Chinn auf, wie China sich anders verhalten hat als die anderen Emerging Markets in den asiatischen Volkswirtschaften. China habe sich substanziell in Richtung Wechselkursstabilität bewegt, erklärt Chinn. Für die Auswirkungen von Zielkonflikten („trade offs“) verweist Chinn auf eine andere Studie („Surfing the Waves of Globalization: Asia and Financial Globalization in the Context of the Trilemma“, March 2009).
In der Wirtschaftswissenschaft bedeutet Trilemma, dass kein Land gleichzeitig Kapitalmobilität, eine autonome Geldpolitik und stabile Wechselkurse erreichen kann. Nach der Theorie können jeweils nur zwei der drei Ziele gleichzeitig erreicht werden, erklärt Greg Mankiw. Er hebt hervor, dass (a) die USA sich für die ersten zwei Ziele entschieden haben. Aber eine Folge dieser Wahl gibt es Volatilität im Wert des Dollars an den Devisenmärkten. (b) China hingegen hat eine andere Wahl getroffen: Peking setzt sich für die Ziele Nr. 2 und Nr. 3 ein. Deshalb gibt es aber Restriktionen, was die Kapitalströme betrifft. (c) Die meisten europäischen Länder haben den dritten Weg eingeschlagen: Ziele Nr. 1 und Nr. 3. Die Euro-Zone verzichtet auf die Handhabung einer autonomen Geldpolitik. Die Funktion wird von der EZB ausgeübt. Wie ist aber am besten mit dem Trilemma umzugehen? Es überrascht nicht, dass die USA das amerikanische System von frei schwankenden Wechselkursen empfehlen, bemerkt Mankiw. Gerade diese Präferenz liegt der Kritik zugrunde, die man an Chinas Wirtschaftspolitik richtet. „Ohne Zweifel stellt das Weltfinanzsystem politische Entscheidungsträger vor schwierigen Kompromissen. Die Amerikaner sollten aber nicht zu streng sein, wenn andere Länder, konfrontiert mit dem Trilemma, andere Präferenzen an den Tag legen. In diesem Bereich der Wirtschaftspolitik, sowie in vielen anderen gibt es Raum für vernünftige Nationen, sich zu widersprechen“, schlussfolgert Mankiw, der ehem. Wirtschaftsberater des Präsidenten George W. Bush.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen