Zwei renommierte Ökonomen haben neulich eine brandneue Studie („How the Great Recession Was Brought to an Ende“) vorgelegt. Alan Blinder (Wirtschaftsporfessor an der Princeton University und ehem. Fed Vize-Präsident) und Mark Zandi (Moody’s Chefökonom) zeigen in dem Paper auf, dass das US-BIP heute ohne Stimulierungsmassnahmen um 6,5% niedriger liegen würde. Zudem wäre die Beschäftigung um 8,5 Mio. Jobs tiefer. Man bedenke, dass es heute bereits mehr als 9 Mio. Arbeitslose gibt. Die Kosten der Finanzkrise schätzen die Ökonomen auf insgesamt 2'350 Mrd. $. Davon betragen die direkten Kosten der Rezession 1'600 Mrd. $ und die Haushaltskosten (entgangene Einnahmen) 750 Mrd. $. Die Gesamtsumme entspricht 16% des US-BIP. Im Vergleich: Die „Saving & Loan“-Krise kostete 350 Mrd. $. Davon betrugen die direkten Kosten 275 Mrd. $ und die zusätzlichen Kosten der Rezession (1990/91) 75 Mrd. $. Es entsprach rund 6% des BIP.
Mortgage Equity Withdrawal (MEW = Kreditaufnahme auf das Wohneigentum zu Konsumzwecken), Graph: Alan Blinder & Mark Zandi
Blinder und Zandi teilen die Auswirkungen der Stützungsmassnahmen in zwei Komponente ein: (1) Fiskal Stimulus (Konjunkturprogramm) und (2) Finanzmarktpolitische Massnahmen (wie z.B. TARP, bekannt auch als Bailout, Quantitative Easing (QE) Politik der Fed, Stresstest für Banken usw.). Die Autoren behaupten, dass der Wallstreet Rettungsplan (Bailout) eine relativ stärkere Wirkung gehabt habe als das Konjunkturprogramm: (a) Wäre das Konjunkturprogramm allein ausgeführt worden, wäre das reale BIP im vergangenen Jahr um 5% geschrumpft, mit 12 Mio. Arbeitslosen, (b) wären nur die Bailout-Massnahmen ergriffen worden, also ohne Fiskal Stimulus, dann wäre das BIP um ca. 4% gefallen, mit 10 Mio. Arbeitslosen.
Output Gap (Produktionslücke), Graph: Alan Blinder & Mark Zandi
Er sei sehr überrascht, dass sie so grosse Auswirkungen herausgefunden haben, sagt John Taylor, Standford-Wirtschaftsprofessor und Senior Fellow an der Hoover Institution. Die Studie entspreche überhaupt nicht seiner empirischen Arbeit. Die Meinungsverschiedenheit unterstreicht zum Teil, in wieweit die ökonometrischen Schätzungen auf die zugrunde liegenden Annahmen und Modelle angewiesen sind. Blinder und Zandi hoffen in diesem Sinne, dass ihre Arbeit kritischer Überprüfung durch andere Wissenschaftler standhalten kann.
Hier sind die Schätzungen (Estimated Impact of the ARRA) von CBO.
Fazit: Blinder und Zandi ziehen also den Schluss, dass TARP > Konjunkturprogramm ist. Das wird bestimmt weitere Diskussionen auslösen.
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