Dienstag, 6. Juli 2010

Warum Unternehmen so viel sparen

Die britische Wirtschaftszeitschrift The Economist will von einer Reihe von renommierten Ökonomen (u.a. Markus Brunnermeier, Brad DeLong, Jesper Koll, Mark Thoma) wissen, warum Unternehmen so viel sparen. Mark Thoma verweist auf den Unterschied zwischen grossen und kleinen Unternehmen und denkt, dass es möglich ist, sowohl eine optimistische als auch eine pessimistische Ansicht zu vertreten. Pessimistisch: Unternehmen sehen mehr Probleme kommen, vielleicht ein Double-dip, die sehr gut aus der Finanzbranche stammen könnte, so Thoma, v.a. in einer Zeit, wo es schwer ist, Kredite zu bekommen, wenn der Bedarf der Unternehmen nach Kredit steigt. Wenn Unternehmen die Kredite, die sie benötigen, durch den Abschwung zu kommen, nicht bekommen, dann machen sie es auch nicht auf der anderen Seite. Der Anstieg der Erspanisse ist also eine Versicherung gegen die Aussicht auf bevorstehende schlechte Zeiten, erklärt Thoma.

Optimistisch: Unternehmen sparen jetzt, weil sie bessere Zeiten in Zukunft antizipieren. Während sie wegen der anhaltenden Unsicherheiten noch nicht bereit sind, zu investieren, glauben sie, dass es eine ziemlich gute Chance gibt, dass die guten Zeiten um die Ecke sind. Wenn die guten Zeiten kommen, wollen sie die zur Verfügung stehenden Mittel schnell bewegen: Es werde viele profitable Möglichkeiten für Unternehmen geben, die sich schnell bewegen können. Der Anstieg der Ersparnisse ist also auf eine spekulative Erwartungshaltung zurückzuführen, flüssig zu bleiben, sodass man schnell auf sie zurückgreifen kann, falls und wenn die Dinge sich verbessern, erläutert der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.

Welche Ansicht ist richtig? Beide könnten Gültigkeit haben, wenn Unternehmen grosse Veränderungen sowohl nach oben als auch nach unten in der Wirtschaft als mögliche künftige Endresultate sehen. „Aber ich bin mit Brad DeLong einverstanden, dass die grösste Angst ist, dass es zu einem weiteren Zusammenbruch im Kredit-Wirkungsmechanismus kommt“, bemerkt Thoma. Ferner: Die Unterschiede in Sachen Ersparnisse zwischen grossen und kleinen Unternehmen ist auch ein wichtiges Thema, worüber kürzlich diskutiert wurde, ob der Zusammenbruch im Kreditwesen ein Angebot- oder Nachfrage-seitiges Problem ist.

Brad DeLong regt sich zunächts über die Antwort von Xavier Gabaix furchtbar auf. Prof. Gabaix nennt nämlich das „macroeconomic tail risk“ als Grund dafür, warum die Unternehmen so viel sparen. DeLong wundert sich, was Gabaix unter „macroeconomic tail risk“ überhaupt versteht. Ist es für die Unternehmen individuell rational, Angst zu haben, und daher kollektiv und sozial rational, Investitionen abzulehnen und zu sparen? Ist es die Angst, dass wir plötzlich die Fortschritte in Technologie und Organisation in der Vergangenheit vergessen und dass nur Unternehmen mit Bargeld fähig sind, sich neu zu gruppieren und zu überleben und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, was unsere Rückkehr zu den Technologien der 1970er Jahren erleichtern wird? Nein, schreibt DeLong weiter. Ist es die Angst, dass die Arbeitnehmer plötzlich eine starke Vorliebe für Freizeit entwickeln werden und als Folge die Reallöhne massiv steigen müssen und nur Unternehmen mit Bargeld fähig sind, sich neu zu gruppieren und zu überleben und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, was mit der neuen höhere-Reallöhne-Wirtschaft zusammenpassen werde? Nein, bemerkt der an der University of California at Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. „Doch das sind die einizigen beiden „macroeconomic tail risk“ Schocks, die mir in den Sinn kommen, welche es für Unternehmen sozial und kollektiv rational machen würden, jetzt in neue Kapazitäten zu investieren“, betont DeLong. Deshalb glaube ich, dass Prof. Gabraix hoffnungslos verwirrt ist, wenn er behauptet, dass „macroeconomic tail risk“ es für Unternehmen sozial und kollektiv rational macht, zu sparen, anstatt zu investieren“, so DeLong.

Das „macroeconomic tail-risk“, welches Unternehmen heute befürchten, ist ein weiterer Zusammenbruch im Kredit-Wirkungsmechanismus. Eine Situation, in der Banken es nicht wagen, Kredit zu gewähren, weil sie selbst keine Mittel beschaffen können. Sie können selbst keine Mittel beschaffen, weil jede mögliche Quelle befürchtet, dass Banken "unter Wasser" (d.h. negative equity, meine Anmerkung) sind und „no skin in the game“ im Vermitteln von Finanzierungsmitteln haben. Die Banken haben zudem jeden Anreiz zur Wiederbelebung des Glückspiels mit ihren Glaubigern: „Kopf; ich gewinne, Zahl; du zahlst“, erklärt DeLong in einem ihm selbst eigenen Stil weiter. Der Asset-Preis-Verfall, der das Kapital von Finanzintermediären beeinträchtigt, vergrössert das „Principal-Agent-Problem“ des Finanzwesens erheblich. Und es ist die Vergrösserung des Principal-Agent-Problems und die konsequente Trennung ihres eigenen Zugangs zu zusätzlichen Mitteln, wenn sie sie benötigen, was Unternehmenswünsche untermauert, sichere, hochwertige finanzielle Vermögenswerte auf Kosten ihrer Eigentumsverhältnisse von realem physischen Kapital auszuweiten, erklärt DeLong.

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