„Es gab eine Zeit, wo jeder es für selbstverständlich hielt, dass die Arbeitslosenversicherung, die normalerweise nach 26 Wochen endet, in Zeiten der anhaltenden Arbeitslosigkeit ausgedehnt würde. Es war eine anständige Sache, der die meisten Leute zustimmten. Aber das war damals“, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Montagskolumne („Punishing the Jobless“) in NYT . Heute stehen amerikanische Arbeiter dem schlimmsten Arbeitsmarkt seit der Grossen Depression gegenüber, mit fünf Arbeitssuchenden für jede neue Stelle, wobei die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit jetzt bei 35 Wochen liegt. Doch der Senat ging in den Urlaub, ohne die Unterstützung für Arbeitslose zu verlängern. Wie war das möglich?, bemerkt Krugman weiter. Die Antwort ist, dass wir mit einer Koalition von herzlosen (Republikaner) , ahnungslosen (Leute wie Sharron Angle, Rep. Kandidat für Senat) und verwirrten zu tun haben. Nichts kann über die erste Gruppe getan werden. Wahrscheinlich nicht viel über die zweite. Aber vielleicht ist es möglich, die Verwirrung zu klären.
Verringert das Arbeitslosengeld den Anreiz, Arbeit zu suchen? Ja, antwortet Krugman. „Arbeitnehmer, welche Arbeitslosengeld beziehen, sind nicht ganz so verzweifelt wie Arbeitnehmer ohne Unterstützung und sie sind wahrscheinlich etwas wählerisch, neue Jobs anzunehmen“, so Krugman. Das massgebliche Wort hier sei „etwas“: Die jüngste wirtschaftliche Forschung legt nahe, dass die Wirkung des Arbeitslosengeldes auf das Verhalten der Arbeitslosen viel schwächer sei als bisher geglaubt, erklärt der Nobelpreisträger. Dennoch ist es eine echte Wirkung, wenn die Wirtschaft gut läuft. Es ist aber ein Effekt, der für die derzeitige Situation völlig irrelevant ist. Wenn die Wirtschaft boomt und der Mangel an bereitwilligen Arbeitnehmern das Wachstum begrenzt, dann kann grosszügige Arbeitslosenunterstützung die Beschäftigung niedriger halten als es sonst der Fall wäre. Aber die Wirtschaft boomt derzeit nicht, betont Krugman. Es gibt fünf Arbeitslose für jedes neue Stellenangebot. Die Kürzung des Arbeitslosengeldes macht sie noch verzweifelter, Arbeit zu suchen. Aber sie finden keine, weil keine da sind, erläutert der an der University Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. Ein Hauptgrund, warum es keine genügend Arbeitsplätze gibt, ist die schwache Verbrauchernachfrage. Arbeitslosen zu helfen, die es bitter nötig haben, verhilft, Verbraucherausgaben zu fördern. Aus diesem Grund beurteilt das CBO (Congressional Budget Office) die Beihilfen für Arbeitslose als eine höchst kostengünstige Form von Konjunkturstimulanz. Und im Gegensatz zu beispielsweise grossen Infrastruktur-Projekten helfen Beihilfen für Arbeitslose, rasch neue Jobs zu schaffen. Verlängert man die Beihilfe wie jetzt nicht, ist es ein Rezept für noch schwächeren Beschäftigungszuwachs, nicht in der fernen Zukunft, sondern über die nächsten wenigen Monate, hält Krugman fest.
Verschlechtert aber die Verlängerung der Arbeitslosenunterstützung das Haushaltsdefizit nicht? „Ja, etwas“, sagt Krugman. Aber Pfenningfuchserei mitten in einer stark angeschlagenen Wirtschaft gibt keine Möglichkeit, das langfristige Haushaltsproblem zu bewältigen. Und Pfenningfuchserei auf Kosten von Arbeitslosen ist grausam fehlgeleitet, schlussfolgert Krugman.
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