Will Niall Ferguson uns etwas vormachen? In einem Essay („Today’s Keynesians have learnt nothing“) in FT schreibt er, dass das Haushaltsefizit 4,7% des BIP betrug, als Präsident Franklin Roosevelt im Jahr 1933 das Amt übernahm. Die Schuldenlast kletterte in den USA nur geringfügig von 40 auf 45% des BIP, vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. „Es war der Krieg, der die USA und andere Länder zu solch einer fiskalpolitischen Expansion veranlasst hat wie wir sie seit 2007 erleben“, behauptet Laurence A. Tisch Professor der Geschichte an der Harvard University. “Was wir heute sehen, hat weniger mit den 1930er Jahren als mit den 1940er Jahren zu tun: Es ist Weltkrieg-Finanzierung ohne Krieg“, so Ferguson.
Staatsausgabenquote, Graph: Prof. Paul Krugman
Die Tatsache ist, dass die Staatsausgabenquote („debt-to-GDP ratio“) in den 1930er Jahren nicht gestiegen ist, weil das BIP gewachsen ist, und nicht weil die Schulden nicht zugenommen haben, korrigiert Brad DeLong in seinem Blog zu Recht. Die Verschuldung hat sich von 22,5 Mrd. $ auf 49,0 Mrd. $ zwischen dem 30. Juni 1933 und dem 30. Juni 1941 verdoppelt. Nominal ist aber das BIP von 56 Mrd. $ im Jahre 1933 auf 127 Mrd. $ im Jahre 1942 geklettert. Das Haushaltsdefizit von 9,4% des BIP im Jahre 2010 sieht im Vergleich zum Defizit von 30,8% des BIP im Jahre 1943 und zum Defizit von 23,3% des BIP in den Jahren 1944 und 9145 blass aus, bemerkt DeLong. Niall Ferguson sollte das nicht tun und FT sollte Ferguson dazu nicht ermächtigen, fügt DeLong hinzu.
Auch Paul Krugman meldet sich dazu, indem er anerkennt, dass Brad DeLong das Notwendige getan hat. Der Nobelpreisträger legt jedoch grossen Wert darauf, über die Staatsverschuldung während der Depression-Ära etwas mehr zu sagen. Um ein vollständiges Bild zu malen, muss man den ganzen Weg zurück bis 1929 gehen, bemerkt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor. „Wenn Sie die grundlegenden Fakten über die Depression ignorieren, dann mögen Sie denken, dass es möglich ist, die Fiskalpolitik zusammenzufassen, indem Sie auf die Staatsausgabenquote (Anteil der Staatsausgaben am BIP) blicken“, hält Krugman fest. Die Daten von 1929 bis 1942 sind in der Abbildung zusammengetragen. PS: Die Bewegungen in einer Quote (ratio) reflektieren die Veränderungen sowohl im Nenner als auch im Zähler. Die zweite Abbildung zeigt den nominalen Schuldenstand, d.h. den Zähler in der Quote (Staatsausgabenquote):
Schuldenstand (Zähler der Staatsausgabenquote), Graph: Prof. Paul Krugman
Präsident Hoover hat wenig Schulden gemacht: Nur etwa 6% des BIP 1929. Präsident FDR hingegen hat viel Schulden angehäuft: Rund 47% des BIP 1933. Aber während die (deflationäre) Wirtschaft in der Hoover-Ära schrumpfte, wuchs sie in der FDR-Ära (von einer niedrigen Basis) kräftig, mit steigenden Preisen. Die Tatsache ist, dass die Verschlechterung der US-Verschuldung (von 1929 bis 1939) unter geizigem Hoover stattfand als unter FDR. „Das ist ein Lehrstück, was die entscheidende Bedeutung des Wirtschaftswachstums im Umgang mit Schulden betrifft“, erklärt Krugman. Die Hoover-Erfahrung bietet eine schöne Illustration für kontraproduktive Sparpolitik, so Krugman. Die Fiscal Austerity (Sparmassnahmen) hat nicht nur zur Verbesserung der Erholung der Wirtschaft beigetragen, sondern auch die Haushaltslage nicht verbessert, schlussfolgert Krugman.
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