James Kwak, Mitautor des lesenwerten Buches „13 Bankers. The Wall Street Takeover and the Next Financial Meltdown“ erklärt in einem kurzen Essay in Huffingtonpost anhand von vier anschaulichen Abbildungen, warum Wall Street’s Gewinne aus dem Gleichgewicht geraten sind. Die Charts erzählen selbst eine interessante Geschichte. Der erste Teil der Geschichte ist „Finanzialisierung der Wirtschaft“ („financialization of the economy“), so nennt Kwak den phänomenalen Anstieg der Gewinne der Wall Street. Da bieten sich Quoten wie „Vermögenswerte im Verhältnis zum BIP“ („ratio of financial assets to GDP“) und das „Verhältnis der Schulden zum Einkommen“ („ratio of debt to income“). Der beste Weg ist aber, das Verhältnis der Unternehmensgewinne des Finanzsektors zum Nicht-Finanzsektor aufzuzeigen, argumentiert Kwak. Die beiden Linien kreuzen sich im Jahre 1980. Rückblickend stellt man fest, dass die Gewinne des Finanzsektors und des Nicht-Finanzsektors im Grunde seit dem Crash 1929 im gleichen Schritt zugelegt haben. Dann hoben die Gewinne des Finanzsektors in den 1980er Jahren ab in die Stratosphäre und trotzten sogar dem Zusammenbruch der Aktienmärkte im Jahr 2000, so Kwak.
Unternehmensgewinne : Finanzsektor vs. Nicht-Finanzsektor, Graph: Courtesy of James Kwak (The Baseline Scenario)
Kwak erinnert daran, dass Finanzdienstleistungen ein Zwischenprodukt ("intermediate product") sind. „Wir essen sie nicht, oder wir leben nicht in ihnen oder wir ziehen sie nicht an“. Sie sollen eine effiziente Allokation des Kapitals ermöglichen, sodass der Nicht-Finanzsektor produktiver ist. Was wir in der Abbildung sehen, ist, dass der Finanzsektor sich ab 1980 vom Rest der Wirtschaft abgehoben hat. Der rechte Rand der Figur ist extrem aussagekräftig. Das Absacken der Gewinne im Finanzsektor im IV. Quartal 2008. Drei Monate nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers, Washington Mutual und Wachovia. Aber dann schiessen die Gewinne des Finanzsektors in den nächsten Quartalen wieder durch die Decke, wieder auf das Niveau des Booms. Das nennt man „business as usual“. Und es ist nicht, was in der Realwirtschaft passiert.
PS: Ich habe das Buch über amazon.com gekauft und lese gerade mit grossem Interesse.
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