Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat die Bank Goldman Sachs (GS) und Goldman Sachs Manager Fabrice Tourre (31) am Freitag Abend wegen Wertpapierbetrug verklagt. Es handelt sich dabei um ein Zivilverfahren. Ein allfälliges strafrechtliches Verfahren könnte vom US-Justizministerium eingeleitet werden. In der Anklageschrift ist zu lesen: GS habe Anfang 2007 eine synthetische CDO (Collateralized Debt Obligation) vertrieben, die mit zweitklassigen Hypothekenanleihen (subprime residential mortgage-backed securities: RMBS) strukturiert wurde. Dabei sei GS von einem Hedge Fonds, Paulson & Co. (gegründet 1994) beauftragt worden. Das heisst eigentlich, dass die synthetische CDO von einem grossen Hedge Fonds „gesponsort“ wurde. Der Hedge Fonds habe daher bei der Auswahl der Anleihen „mitgeholfen“. Es habe sich dabei um besonders gefährdete Hypothekenkredite gehandelt, was GS allerdings verschwiegen habe. GS habe Anlegern mitgeteilt, dass eine unabhängige Analysegesellschaft (ACA Management) für die Auswahl der für die Verbriefung bestimmten Anleihen verantwortlich gewesen sei.
Der Hedge Fonds habe vom Verlust der CDO profitiert, weil er gleichzeitig CDS (Credit Default Swaps) darauf abgeschlossen habe. Drohen Ausfälle (Credit Event) von Anleihen („reference portfolio“), die in der synthetischen CDO gebündelt sind, dann steigt der Wert der Kreditversicherung (CDS). Die SEC wirft also GS vor, die Investoren (ausländische Banken, Pensionsfunds, Versicherungsunternehmen und andere Hedge Funds) über den Inhalt der Portfolios getäuscht zu haben. GS hat das Produkt (genannt Abacus 2007-AC1) an Kunden vermarktet, aber zugleich verschwiegen, dass ein grosser Hedge Fonds gegen dasselbe derivative Produkt gewettet hat. „Das Produkt war neu und komplex, aber die Täuschung und Konflikte sind alt und einfach“, sagte Robert Khuzami, SEC-Direktor. Zu den Abacus-Investoren gehörte auch die deutsche Mittelstandsbank IKB. Ihr Verlust beläuft sich auf rund 150 Mio. $. John Paulson, der Chef des Hedge Fonds hat in der Krise Milliarden verdient, indem er auf den Zusammenbruch des Immobilienmarktes gewettet hat.
Yves Smith bezeichnet die besagte synthetische CDO als „ein Trojanisches Pferd für John Paulson“, der das Produkt entwickelt hat, damit es ausfällt: „designed to fail“. Paulson hat gegen die CDO, die er geschaffen hat, gewettet (short). Seine Absicht war nicht offengelegt (not disclosed). Die Investoren wurden im Dunkeln gelassen. Hätten sie ein vollständiges Bild davon gehabt, hätten sie sich auf das Geschäft sicher nicht eingelassen, so die Betreiberin des hochangesehenen Blogs naked capitalism. Hier ist das Präsentationsdokument des Produktes. Auf Seite 65 befindet sich eine Kontakt-Liste, darunter der Name Testuya Ishikawa, der den Finanzsektor indes verlassen und ein Buch geschrieben hat: „How I Caused the Credit Crunch“. Sollte die SEC die Klage gegen GS verlieren, wäre es einfach, falsche Schlussfolgerungen zu ziehen. Nicht die SEC sei aber gescheitert, sondern es gelinge der Finanzdienstleistungsbranche nur allzugut, in ihren Kampagnen die Regulierung zu zerreissen, die notwendig ist, um für sichere Märkte für Investoren zu sorgen, so Frau Smith in einer Stellungnahme in NYT. Das Produkt ist im April 2007 aufgelegt. Sechs Monate später sei laut SEC 83% der dem derivativen Produkt zu Grunde liegenden Hypotheken durch die Ratingagenturen herabgestuft worden. Anfang 2008 sei 99% des Referenzportolios herabgestuft worden. Die Subprime-Sage erscheint wie ein riesiges Verbrechen ohne Strafe oder Gerechtigkeit, schreibt Gillian Tett in FT. Die gute Nachricht von Freitags Klage sei, dass sie jetzt den Druck verstärken könnte, um echte Transparenz in die Finanzwelt zu injizieren, so Frau Tett. Goldman Sachs hat die Vorwürfe zurückgewiesen und angekündigt, sie „entschlossen anzufechten“. GS Vorstandschef Llyod Blankfein hatte mit seiner Aussage, dass „Banker Gottes Werk verrichten“, öffentlichen Unmut ausgelöst. Was will die SEC? Die Zurückerstattung von unzulässig gemachten Gewinnen und eine Geldbusse.
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