„Lass uns ehrlich sein“, schreibt Paul Krugman in seiner Freitagskolumne in New York Times. Die Finanzreform ist eine harte Nuss zu knacken. Nicht wie die Gesundheitsreform, die durchgekommen ist, solbald man den Unsinn hat fallen lassen. Hier ist Krugman’s Erläuterung: Selbst unter denjenigen, die wirklich eine Reform wollen, gibt es eine grosse Debatte darüber, was wirklich wichtig ist. Eine Seite, angeführt von Paul Volcker, dem gefürchteten ehem. Notenbankchef sieht in Beschränkung der Grösse und Reichweite der Grossbanken den Kern der Finanzreform. Die andere Seite, zu der Paul Krugman sich selbst zählt, ist damit nicht einverstanden. Ihr Argument: Das Wichtigste ist, Banken zu regulieren, nicht deren Grösse. Es ist einfach, zu verstehen, woher die Sorgen über die „TBTF“ kommen. Die Regierung hat Geld in die Hand genommen und Finanzunternehmen vor dem Scheitern gerettet, weil sie Angst hatte, dass sonst das ganze System untergehen würde. Gerettet wurden v.a. Big Player wie AIG, Citigroup, BoA usw. Die Rettung war notwendig, bemerkt Krugman. Sie ging aber zu Lasten von Steuerzahler.
Nun wissen wir, dass grosse Finanzunternehmen in Krisen gerettet werden, hält Krugman fest. Das schafft aber ein Moral-Hazard Problem: Kopf – Die Banken gewinnen. Zahl – Die Steuerzahler verlieren. Volcker sieht daher die Lösung drin, Grossbanken aufzuspalten, damit sie nicht mehr TBTF sind, weshalb Bailout (staatliche Rettung) in Zukunft unnötig wäre. „Das hört sich vernünftig an, aber ich glaube es nicht“, betont Krugman. Eine Aufspaltung von Grossbanken löst unsere Probleme nicht, fügt Nobelpreisträger hinzu, da es durchaus möglich ist, eine Finanzkrise zu haben, die kleinere Institutionen in Form von „Bank Run“ trifft. Das ist genau das, was in den 1930er Jahren passiert ist, argumentiert Krugman. Der grösste Teil der Banken, die zusammengebrochen sind, waren relativ kleine Institutionen, sodass die Fed damals die Ansicht vertrat, dass es ok wäre, sie fallen zu lassen. Die Fed lag aber falsch. Das reihenweise Scheitern von Kleinbanken hat eine Katastrophe für die ganze Wirtschaft ausgelöst, so Krugman. Die Zerschlagung von Grossbanken würde weder künftige Finanzkrise verhindern noch die Notwendigkeit für Bailouts beseitigen. Die nächste Rettung (Bailout) mag nicht auf grosse Finanzunternehmen gerichtet sein, aber es wäre eine Rettung gleich wie die anderen, hebt Krugman hervor. Er habe keine Sympathie für Finanzgiganten, aber ich glaube nicht, dass die Zerschlagung das Hauptproblem lösen würde. Was ist also die Alternative? Krugman’s Vorschlag: Aktualisierung und Erweiterung der altmodischen Bankenregulierung. Immerhin hatte das US-Bankensystem eine lange Periode der Stabilität nach dem Zweiten Weltkrieg, basierend auf einer Kombination von Einlagensicherung, die die Bedrohung durch den Bank Run beseitigte und eine strenge Regulierung der Bankbilanzen einschliesslich Eingrenzung der riskanten Kreditvergabe und der Verschuldung (leverage). Kanada hat dank wirksamer Regulierung die aktuelle Krise gut überstanden, betont Krugman. Was die Ära der US-Stabilität beendete, war der Aufstieg des Schatten Bankensystems: Institutionen, die Bankgeschäfte betrieben, aber einfach ohne Sicherheitsnetz und mit minimaler Regulierung. Insbesondere begannen viele Finanzunternehmen ihr Bargeld in „Repo“ (täglich fällige Darlehen) zu parken, und zwar über Nacht wie Lehman Brothers es getan hat, nicht in Bankeinlagen. Das Repo-System ist nicht geschützt und reglementiert wie das altmodische Bankwesen, sodass es anfällig für eine Vertrauenskrise wie in den 1930er Jahren ist. Notwendig seien daher jetzt: (a) Die Regulierungsbehörden müssen über die Befugnis verfügen, so wie die FDIC, die gescheiterten (Schatten) Banken zu verstaatlichen, und (b) Es müssen aufsichtsrechtliche Grenzen für (Schatten) Banken geben, was deren Verschuldungsgrad betrifft.
Fortsetzung folgt.
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