In einem langweiligen Essay („The Rules of the Game“) in Project Syndicate bricht Luigi Zingales eine Lanze für Credit Default Swaps (CDS). „CDS sind keine Ausgeburt des Teufels“, schreibt Professor für Entrepreneurship und Finance an der University of Chicago Graduate School of Business. “In populistischer Manier fordern zahlreiche Politiker ein Verbot der CDS. Ein Verbot würde mehr schaden als nützen“, erklärt Zingales. Die CDS seien einzigartig. „ Weil sie als Versicherung für die Fähigkeit eines Aktienhändlers funktionieren, seinen Verpflichtungen nachzukommen, erleichtern sie es, negative Aussichten für Unternehmen oder Wertpapiere auszudrücken“. Verstehe diesen Satz, wer will. Der CDS-Markt ermögliche es, dass die von John Paulson und anderen vertretene negative und korrekte Meinung über den Häusermarkt schliesslich in die Marktpreise einfliesse. Das habe die Blase zum Platzen gebracht. Als ob CDS dazu da wären, Spekulationsblasen zum Platzen zu bringen.
Warum die Art von Verteidigung von CDS mich nicht überzeugt. Hier ist die Begründung: Dank Quants ist es heute „möglich“, dass Derivate wie Zinssätze und Währungen gehandelt werden können. Warum ist es aber „möglich“? Weil man statt von „Unsicherheit“ von „Risiko“ redet, und damit eine Konvention eingeht. Solche Konventionen im Zusammenhang mit unseren Erwartungen spielen eine entscheidende Rolle in Keynes’ Bild von Wirtschaftsleben. Für Keynes bedeutet Unsicherheit, dass einem zukünftigen Ereignis keinerlei Wahrscheinlichkeit zugewiesen werden kann. Die CDS-Verträge versprechen aber dank Quants, dass jede Art von Risiko zu versichern ist. Kreditrisiko, Liquiditätsrisiko, politische Risiken usw. Es ist und bleibt aber eine Behauptung, dass das alles versicherungsmathematisch kalkulierbar ist wie Lebensversicherungen. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Unternehmen nicht zahlen würde oder wann es nicht zahlen würde? Es ist nicht möglich, herauszuarbeiten, welche Auswirkungen der Einstellung der Zahlungen durch das eine Unternehmen auf das andere Unternehmen hat. Das nennt Satyajit Das „Daten-Paradox“. Das heisst, dass an den Kreditmärkten eine Aussage sich nicht empirisch validieren lässt. Die CDS-Verträge helfen jedoch jede Art von Kreditrisiko zu fabrizieren, das der Investor will. Mit dem Begriff „Risiko“ kann man sogar Zufallsereignisse beschreiben, die an sich nicht versicherbar sind, aber eine trügerische Exaktheit suggerieren, die zwar Märkte beruhigt, aber keinerleri wissenschaftliche Grundlage haben, wie Robert Skidelsky in seinem aktuellen Buch schildert. Daher redet Nassim Taleb davon, dass die Krise eine Krise der symmetrischen Ignoranz ist, keine der asymmetrischen Informationen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Land einen bestimmten ökonomischen Kurs verfolgt? Fazit: CDS dienen hauptsächlich zum Zocken.
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