Nachdem gestrigen Beschluss des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank (Fed), den Leitzins bei 0 bis 0,25% unverändert zu belassen, ist der Reposatz für Übernachtgeschäfte auf 0,11% zurückgefallen. Damit liegt der Reposatz (overnight repo on general collateral) erneut tiefer als der amerikanische Leitzins (Target Fed Funds Rate). Am Geldmarkt der Eurozone orientiert sich der Repo-Satz am Zinssatz für die Einlagenfazilität (0,25%) der EZB, und spürt nicht mehr den Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte (1,0%) auf. Die Banken wollen nicht mehr ausleihen, sondern einzahlen. Sie hinterlegen ihre Einlagen bei der EZB.
Das hat zur Folge, dass Volkswirte die Frage aufwerfen, ob negative (nominal) Zinsen die Kreditklemme beenden würden. Die schwedische Zentralbank ging im Juli 2009 dazu über, den eigenen Einlagenzins auf Minus 0,25% zu senken. Es kostet die Banken also etwas, wenn sie ihre Gelder über Nacht (overnight) bei der schwedischen Reichsbank hinterlegen.
Die führenden Zentralbanken agieren seit der Zuspitzung der Krise nur noch als „lender of first resort“. Sowohl die Fed als auch die EZB agieren wie eine Staatsbank, die als primärer Anbieter von Liquidität auftreten. Auf diese Weise übernehmen die Zentralbanken die Aufgabe eines Finanzvermittlers. Warum? Weil der gewöhnliche Interbankengeldmarkt nicht funktioniert und das ganze Geschäft sich auf das besicherte Segment des Geldmarktes verlagert hat.
Fazit: Das Schlimmste am Geldmarkt ist sicherlich inzwischen vorbei. Die Normalisierung steht aber nicht unmittelbar bevor. Kein Wunder, dass die Fed vor diesem Hintergrund gestern keine Signale für eine „Exit-Strategie“ gegeben hat.
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