Die Märkte feiern bereits voreilig das Ende der Krise. Die Debatte um Ursachen und Lehren der Krise klingt schnell ab. Doch Sebastian Dullien befasst sich in einem lesenswerten Essay für Project Syndicate damit, welche Lehren aus der Krise für das Euroland zu ziehen sind. Seiner Meinung nach hat die aktuelle Wirtschaftskrise zwei grundsätzliche Probleme in der Konzeption der europäischen Währungsunion aufgezeigt: (1) Die Nachhaltigkeit der Staatsfinanzen, und (2) eine unzulängliche Koordinierung der makroökonomischen Politik.
Dullien, Wirtschaftsprofessor an der HTW Berlin schreibt, dass die fiskalischen Überwachungsmechanismen der EU bei der Prognose der vergangenen Entwicklungen versagt haben. Er schlägt die Einführung eines „Aussenwirtschaftlichen Stabilitätspakts“ vor. Ziel ist, die Leistungsbilanzungleichgewichte zu überwachen und exzessive Defizite oder Überschüsse mit einer Strafe zu belegen. Ausgangspunkt: Es gibt eine direkte Bezieung zwischen der Schuldendynamik des Privatsektors und den Leistungsbilanzungleichgewichten innerhalb der Eurozone. Die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigt im Land mit Überschuss deutlich langsamer als die Produktion. Es fehlt folglich an Nachfrage. Das „Überschussland“ bemüht sich zudem immer mehr um eine Verbesserung der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, indem es „Lohndumping“ betreibt. Dulliens Lösungsvorschlag: Kein Land in der Eurozone sollte ein Leistungsbilanzungleichgewicht von über 3% des BIP haben, weder als Defizit noch als Überschuss. Die EU-Mitgliedsstaaten sollen die Wirtschaftspolitik endlich als ein „gemeinsames Interesse“ behandeln.
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