Sonntag, 30. August 2009

Verschuldung als Ursache der Krise

Nicht die niedrigen Zinsen der Zentralbanken, sondern die exzessive Kreditvergabe getrieben durch die Deregulierung und die wachsende Verschuldung haben zum Entstehen der derzeitigen Krise geführt. Die Verschuldungsquote der privaten Haushalte war vor dem Ausbruch der Krise auf 100% des BIP geklettert. James Kwak macht in diesem Kontext in Baseline Scenario auf einen interessanten Essay von Menzie Chinn und Jeffry Frieden in La Follette Policy Report aufmerksam. Die beiden Professoren betrachten die aktuelle Episode als eine Wiederholung der letzten Schuldenkrisen (Mexiko 1994, Asien 1997/98 usw.) getrieben durch eine verschwenderische Haushaltspolitik, welche durch eine Kombination von hohem Fremdkapitaleinsatz (Leverage), Finanzinnovationen und Deregulierung viel bösartiger geworden sei. In diesem Umfeld sind Spekulation und offene kriminellen Aktivitäten gediehen, die aber nicht zu den ursächlichen, sondern zu verschärfenden Faktoren zählen, so Chinn und Frieden.


Actual and Cyclically Adjusted Budget Deficits, Graph: Menzie Chinn and Jeffry Frieden, 2009 in: Policy Report

Die Katastrophe sei als das jüngste Beispiel eines „Kapitalzufluss-Zykluses“ zu bewerten, indem ausländisches Kapital ein Land überflutet, dort durch Förderung der Risikobereitschaft sowie des Einsatzes von Leverage einen Aufschwung auslöst. Das Ganze endet schliesslich in einem Absturz, so die beiden Ökonomen. Es kommt zu einer Blase, weil die geliehenen Gelder in „non-tradable“ Güter wie Immobilien und Finanzdienstleistungen angelegt werden.

Die Autoren betrachten die niedrigen Zinsen durch die Fed als Faktoren, welche die Krise verschärft haben. Aber im wesentlichen erwähnen sie die Entwicklung eines unregulierten Finanzsektors, der die gesamte Palette von Regulierungen, welche im Zuge der Grossen Depression eingeführt worden waren, umgangen hat. Das habe den Finanzmarkt für traditionelle „Bank-Run“ anfällig gemacht. Die Abschaffung der Regulierungsaufsicht in Gegenwart von Finanzinstituten, die „too big to fail“ waren, bedeutete der Aufbau von impliziter Staatshaftung.

Mit der verschwenderischen Haushaltspolitik meinen die Autoren übrigens die der Bush-Administration, welche die Zinsen (für reiche) massiv senkte, aber gleichzeitig die Ausgaben erhöhte.

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