Niall Ferguson malt heute in einem Essay in Financial Times erneut den Teufel an die Wand. Der britische Historiker an der Universitität Harvard hält die fiskalpolitische Expansion der USA für „kontraktiv“ und zitiert eine Umfrage, wonach 59% der amerikanischen Bürger die US-Staatsquote derzeit „zu hoch“ finden. Präsident Obama erhalte seine tiefste Bewertung für sein Haushaltsdefizit, fährt Ferguson weiter fort. Seine Argumente sind irreführend. Die Schlussfolgerung ist fatal. Die hauptsächlichen Kritikpunkte sind die folgende: (1) Die erhöhte Schuldenaufnahme des Staats wird zu steigenden Zinsen führen. (2) Die Chinesen werden nicht mehr bereit sein, US-Staatsanleihen zu kaufen.
Erstens verdrängen die Staatsausgaben keineswegs die private Nachfrage nach Kredit. Ganz im Gegenteil: Die Kreditaufnahme des Staats fördert die aggregierte Nachfrage. Folglich gehen weniger Stellen im Abschwung verloren. Und Unternehmen können sich wieder auf mehr Umsatz freuen. In einer depressiven Wirtschaft ist eine expansive Fiskalpolitik notwendig, um Wirtschaftswachstum und Beschäftigung anzukurbeln. Zweitens: Während das Kreditvolumen im privaten Sektor in Zeiten der Rezession abnimmt, steigt die Staatsverschuldung an. In der Summe hat sich aber das Kreditvolumen in der US-Wirtschaft nicht erhöht. Wenn Haushalte und Unternehmen Schulden abbauen, nimmt der Staat mehr Kredit auf. Wegen der ungenutzten produktiven Kapazität entsteht dabei kein Druck auf Preise. Wenn alle gleichzeitig sparen, ist die Gefahr gross, dass es sonst zu Spar-Paradoxon kommt, einer fatalen Erscheinung der Depression.
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