Simon Johnson analysiert in einem lesenswerten Essay in The New York Times kritisch das aktuelle Memo von Larry Summers, Vorsitzender der White House National Economic Council an den US-Kongress. Summers betone die Auswirkungen des Stimuluspakets, aber viel wurde bislang von dem Geld nicht ausgegeben, hält Johnson fest. Summers weise auf „aggressive Anstrengungen“ hin, die Zwangsvollstreckungsproblematik anzugehen. Es wurden laut Johnson zwar vernünftige Schritte in diese Richtung genommen. Die Effekte sind aber so weit ausgesprochen bescheiden. Die beste Erklärung sei, so Johnson, dass die Regierung das Finanzsystem vor dem Zusammenbruch bewahrt hat. In einer Wirtschaft, die so gross und vielfältig ist wie die der USA werden wir uns mit viel mehr Staatsausgaben als zu der Zeit der "Grossen Depression" erholen, solange der zur Verfügung gestellte Kredit nicht zerfällt, urteilt der ehem. Chefvolkswirt des IWF.
Summers bezieht sich zwar auf ein „Financial Stabilization Plan“, aber das ist eine ex-post Grossartigkeit, schreibt Johnson weiter. „In der Tat hat die Regierung gezeigt, dass sie alle grossen Finanzinstitute unbeirrbar unterstützt. Wir, die Steuerzahler haben die Verpflichtungen all dieser Unternehmen garantiert, und zwar bedingungslos“. Dieser Erfolg berge aber auch eine echte Gefahr, wie Rahm Emanuel, White House Chief of Staff feststellte: Die Finanzbranche, die vom Steuerzahler gerettet worden ist, verbucht nun wieder Gewinne und beginnt, exorbitante Boni auszuschütten. Johnson befürchtet einen Rückfall der Banken ins alte Manieren. Gemeint ist das gewohnte Verhalten der Finanzindustrie vor dem Ausbruch der Krise: Sich mit exzessivem Fremdkapital („leverage“) kurzfristig verschulden. Das Geld langfristig in riskante Anlagen investieren. Die eigens kreierten extrem riskanten Produkte als „sicher“ an ungescholtene Sparer vermarkten. Das ist der Grund, warum wir eine Regulierungsreform brauchen, schreibt Professor Johnson, der an MIT’s Sloan School of Management Wirtschaftwissenschaft unterrichtet. Zum Schluss schlägt Johnson vor, Fed-Chef Ben Bernanke, der seiner Ansicht nach zu eng mit der Bankenwelt verknüpft ist, durch Tim Geithner, Finanzminister zu ersetzen. Geithner ist eigentlich ein Mann der Wall Street.
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