Ist die Bilanzierungsregel “mark to market”, d.h. Wertpapiere, die Banken und Finanzinstitute besitzen, in der Bilanz zum aktuellen Marktpreis zu verbuchen, unfair? Brian Wesbury, Chefökonom bei First Trust Advisors LP warnt Investoren davor, dass das FASB (Financial Accounting Standards Board) gestern entschieden habe, die “fair-value”-Regeln auszudehnen. Die Rally an den Aktienmärkten seit März sei darauf zurückzuführen, dass das House Financial Services Committee das FASB gezwungen habe, die „mark to market“-Regeln zu lockern. Die Wiedereinführung der „fair-value“-Regel hält Wesbury für ein „Schauermärchen Untier“. Barry Ritholtz ist enttäuscht von ihm und kann nicht verstehen, warum manche Leute den wahren Wert der Investitionen vor den Aktionären verstecken wollen. Wenn man über die täglichen Kursschwankungen nicht berichten will, soll man diese Werte unter der Rubrik „held to maturity“ halten, urteilt Ritholtz. Es sei denn, es entstehen tatsächliche Verluste. Ansonsten hält Ritholtz es für einen Betrug, wenn über den aktuellen Stand von Vermögenswerten, die gehandelt werden, nicht berichtet wird.
Es ist klar, dass die Situation der Banken von der aktuellen Marktentwicklung abhängt. Solange es an den Börsen nach oben geht, ist alles in Ordnung. Die Vermögenswerte werden zum Marktwert bilanziert. Sobald es aber zu Kursverlusten kommt, soll zu Anschaffungskosten bewertet werden. Das heisst, dass der Markt solange gut ist, solange er Erträge abwirft. Das ist doch absurd. Auf diese Weise wird nicht nur die Aussagekraft der Rechnungslegung im allgemeinen eingeschränkt, sondern auch die Verluste werden geringer als tatsächlich ausgewiesen. Robert Kaplan, Robert Merton und Scott Richard klagen in einem Essay in Financial Times von heute, dass die Banken und andere Finanzinstitute zur Zeit eine enorme Lobby-Arbeit gegen die Fair-Value-Rechnungslegung für die Vermögenswerte in ihren Beständen betreiben. Sie behaupten, dass viele ihrer Vermögenswerte nicht beeinträchtigt sind und sie die Absicht haben, diese bis zur Fälligkeit zu halten. Die jüngsten Transaktionspreise seien in illiquiden Märkten (in notleidenden Umsätzen) zustande gekommen und repräsentieren nicht, was die Vermögenswerte tatsächlich wert sind, so die Lobbyisten der Banken. Gesetzgeber und Regulierungsbehörden unterstützen diese Argumente, bemerken die drei Wirtschaftsprofessoren. Das würde ihrer Ansicht nach bedeuten, die wahren Werte der notleidenden Wertschriften verbergen zu wollen, anstatt sich mit den Konsequenzen der insolventen Banken zu beschäftigen.
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