Der gegenwärtig vorherrschende Konsensus, dass die Rezession vorbei ist, ist falsch, schreibt Nouriel Roubini in einem lesenswerten Essay für Project Syndicate. Aktuelle Daten der US-Wirtschaft wie der Anstieg der Arbeitslosigkeit, der Rückgang der privaten Konsumausgaben, die fallende Industrieproduktion und ein schwacher Häusermarkt signalisieren, dass die Rezession noch nicht zu Ende ist. Nachdem die USA die Talsohle durchschritten haben, ist damit zu rechnen, dass das Wirtschaftswachstum in den führenden Industrieländern anemisch und deutlich unter dem Potentialwachstum verlaufen wird, so Wirtschaftsprofessor an der Stern School of Business, New York University.
Gründe dafür: (1) Die Haushalte müssen Schulden abbauen und mehr sparen, (2) Das Finanzsystem ist schwer beschädigt, (3) der Unternehmenssektor leidet unter einer ungenutzten Kapazität, was auf der Profitabilität lastet, (4) Der Releveraging im öffentlichen Sektor verdrängt Investitionen im privaten Sektor („crowding out“).
Roubini sieht ferner zwei Hauptgründe für eine double-dip Rezession: (I) Die Exit-Strategie könnte verpfuscht werden. Gehen die Politiker zu früh dazu über, Ausgaben zu kürzen, die Steuern zu erhöhen, um die Überschussliquidität anzuschöpfen, besteht die Gefahr, dass sie die Erholung abwürgen. (II) Die Preise für Erdöl, Energie und Nahrungsmittel könnten schneller steigen als die Fundamentaldaten der Wirtschaft es erfordern, sei es durch die Wand der Liquidität oder die spekulative Nachfrage.
Fazit: Die wirtschaftliche Erholung dürfte eher anemisch als robust vonstatten gehen. Die aktuelle Rally an den Aktien-, Rohstoff- und Kreditmärkten ist zu weit gegangen. Eine Korrektur kann nicht zu weit sein, urteilt Roubini.
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