Die Inflationsrate im Euroraum ist im September zum
ersten Mal seit sechs Monaten erneut unter die Null-Marke gefallen, was den Druck
auf die EZB zusätzlich erhöht, etwas zu unternehmen, um die Wirtschaft anzukurbeln.
Mario Draghi hat kürzlich davon gesprochen, dass
die Inflation im Euroraum wieder negativ werden könnte. EZB-Präsident hatte
davor mit Nachdruck betont, weitere Massnahmen zu ergreifen, falls sich die
Aussichten in Bezug auf das Wachstum und die Inflation verschlechtern sollten.
Auch in Deutschland ist die Inflation im September
in den negativen Bereich abgerutscht. Der CPI ist auf den niedrigsten Stand
seit Januar gesunken.
Damit steigt der Abwärtsdruck auf die Preise im
Euroraum. Ob damit eine Deflationsgefahr einhergeht, mag vorerst dahingestellt
sein. Aber es ist ein Fakt, dass die Niedriginflation (lowflation) nicht weniger gefährlich ist.
Inflation im Euroraum wird wieder negativ, Graph: Bloomberg
Warum? Wie der IWF es längst erläutert hat, kann eine extreme
niedrige Inflation (genannt lowflation) für den Euroraum als Ganzes und v.a. für die von der Krise am stärksten
getroffenen Länder problematisch werden, weil damit ein höherer Realzins
impliziert wird.
Das bedeutet höhere Realverschuldung: wenn die
Inflation sinkt, steigt die reale Last der Schulden. Ausserdem wird dadurch der
Prozess der relativen Preisanpassung (genannt internal devaluation) zusätzlich erschwert. Und die hohe
Arbeitslosigkeit bleibt weitere Jahre bestehen.
Wenn man in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft
Deflationsgefahren nicht abwehrt, kann die Arbeitslosigkeit dauerhaft auf einem
hohen Niveau verharren (“Hysterese-Effekt”).
Nach den von Eurostat heute vorgelegten Daten waren
23 Millionen Männer und Frauen im August in der EU28 arbeitlos. 4,6
Millionen Personen im Alter unter 25 Jahren hatten im August keinen Job.
Schaut man sich den Fall Japan an, ist es unbestritten, dass die EZB
gefordert ist, einen vorbeugenden Ansatz an den Tag zu legen, weil sich die
Niedriginflation noch mehr in das System einbettet. Da die Geldpolitik aber ausgelaugt ist, müsste im Grunde genommen eine expansive Fiskalpolitik zum Einsatz kommen. Doch ist deficit financing in Europa aus politischen Gründen verpönnt.
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