Donnerstag, 3. September 2015

China’s Prozess der globalen Neuausrichtung

Der chinesische Erzeugerpreisindex (PPI) verläuft den 41. Monat in Folge unter der Nullmarke. Der Trend hat sich in jüngster Zeit sogar etwas verstärkt: Im Juli hat der PPI um 5,4% abgenommen.

Das sich abschwächende Exportgeschäft stellt vor diesem Hintergrund ohne Zweifel eine zusätzliche Belastung für die gesamte Wirtschaft dar, zumal sich der BIP-Deflator in der ersten Jahreshälfte 2015 auf minus 0,5% belief und es in manchen Sektoren Überkapazität gibt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass angesichts der hohen Verschuldung im Verhältnis zum BIP und des disinflationären Trends die Überschätzung des Potenzialwachstums seit Mitte der 2000er Jahren und die überschüssigen Investitionen im Mittelpunkt der Herausforderungen für Chinas Entscheidungsträger stehen, wie die Analysten von Morgan Stanley in einer aktuellen Studie unterstreichen.

Als ob die Weltwirtschaft in weniger als einem Jahrzehnt die Hauptlast einer dritten deflationären Welle tragen müsste, wie ein Kommentator in FT hervorhebt:

Die erste ging von der geplatzten Immobilien-Blase und der Finanzkrise von 2008 aus. Die zweite Welle entstand während der Eurozone-Krise zwischen 2011 und 2012. Und die dritte Deflationsgefahr scheint nun von der EM-Krise ausgelöst zu werden.


China Produzentenpreisindex (PPI), Graph: Morgan Stanley


Yi Wen, der Arbeitskollege von David Andolfatto in der Forschungsabteilung der St. Louis Fed deutet darauf hin, dass die Industrieproduktion, während sie in den USA, in der EU und in Japan fünf Jahre nach der Finanzkrise von 2008 nach wie vor unter dem Spitzenwert von damals liegt, in China weiter gewachsen ist.

Der China-Experte der St. Louis Fed erinnert daran, dass es sich um Regionen handelt, die Chinas Haupthandelspartner darstellen und Chinas Ausfuhren seither um mehr als 40% zurückgegangen sind.

Wenn die industrielle Produktion in den USA, Japan und in der EU stagnieren, stieg sie in China weiter an. Bei allem Respekt vor den jüngsten Ereignissen in China gilt es, auch diese Entwicklung mitzuberücksichtigen.

Wen vertritt die Ansicht, dass China heute versuche, das grosse Problem der Überkapazitäten mit dem Aufbau eines globalen Infrastruktursystems (das sog. “one belt, one road”-Programm) anzugehen.

Sein Fazit: Die Chinesen scheinen derzeit optimistischer zu sein als die Bewohner des Westens, v.a. die gut ausgebildeten Ökonomen.


China Arbeitsmarkt, Graph: Morgan Stanley


Peking steht aber in der Zwickmühle, zwischen einem schnellen oder einem langsamen Tempo der Anpassung eine Wahl zu treffen. Fällt die Entscheidung zugunsten einer raschen Lösung, dürfte die kräftige Reduzierung der Überkapazitäten in vielen Sektoren der Industrie die Beschäftigungssituation belasten, was soziale Konflikte entstehen lassen könnte.




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