Der chinesische Erzeugerpreisindex (PPI) verläuft
den 41. Monat in Folge unter der Nullmarke. Der Trend hat sich in jüngster Zeit
sogar etwas verstärkt: Im Juli hat der PPI um 5,4% abgenommen.
Das sich abschwächende Exportgeschäft stellt vor
diesem Hintergrund ohne Zweifel eine zusätzliche Belastung für die gesamte
Wirtschaft dar, zumal sich der BIP-Deflator in der ersten Jahreshälfte 2015 auf
minus 0,5% belief und es in manchen Sektoren Überkapazität gibt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass angesichts
der hohen Verschuldung im Verhältnis zum BIP und des disinflationären Trends
die Überschätzung des Potenzialwachstums seit Mitte der 2000er Jahren und die
überschüssigen Investitionen im Mittelpunkt der Herausforderungen für Chinas
Entscheidungsträger stehen, wie die Analysten von Morgan Stanley in einer aktuellen Studie unterstreichen.
Als ob die Weltwirtschaft in weniger als einem
Jahrzehnt die Hauptlast einer dritten deflationären Welle tragen müsste, wie
ein Kommentator in FT hervorhebt:
Die erste ging von der geplatzten Immobilien-Blase
und der Finanzkrise von 2008 aus. Die zweite Welle entstand während der
Eurozone-Krise zwischen 2011 und 2012. Und die dritte Deflationsgefahr scheint nun von der EM-Krise ausgelöst zu werden.
China Produzentenpreisindex (PPI), Graph: Morgan Stanley
Yi Wen, der Arbeitskollege von David Andolfatto in der
Forschungsabteilung der St. Louis Fed deutet darauf hin, dass die
Industrieproduktion, während sie in den USA, in der EU und in Japan fünf Jahre
nach der Finanzkrise von 2008 nach wie vor unter dem Spitzenwert von damals
liegt, in China weiter gewachsen ist.
Der China-Experte der St. Louis Fed erinnert daran,
dass es sich um Regionen handelt, die Chinas Haupthandelspartner darstellen und
Chinas Ausfuhren seither um mehr als 40% zurückgegangen sind.
Wenn die industrielle Produktion in den USA, Japan
und in der EU stagnieren, stieg sie in China weiter an. Bei allem Respekt vor
den jüngsten Ereignissen in China gilt es, auch diese Entwicklung mitzuberücksichtigen.
Wen vertritt die Ansicht, dass China heute
versuche, das grosse Problem der Überkapazitäten mit dem Aufbau eines globalen
Infrastruktursystems (das sog. “one
belt, one road”-Programm) anzugehen.
Sein Fazit: Die Chinesen scheinen derzeit
optimistischer zu sein als die Bewohner des Westens, v.a. die gut ausgebildeten
Ökonomen.
China Arbeitsmarkt, Graph: Morgan Stanley
Peking steht aber in der Zwickmühle, zwischen einem
schnellen oder einem langsamen Tempo der Anpassung eine Wahl zu treffen. Fällt
die Entscheidung zugunsten einer raschen Lösung, dürfte die kräftige
Reduzierung der Überkapazitäten in vielen Sektoren der Industrie die
Beschäftigungssituation belasten, was soziale Konflikte entstehen lassen
könnte.
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