Wow! Namhafte Stimmen aus den USA und Europa senden
heute eine deutliche Botschaft an die US-Notenbank, am geldpolitischen Kurs vorerst
festzuhalten.
Die Fed soll die Zinsen nicht erhöhen, sagt Kaushik Basu in einem aktuellen
Interview mit FT aus London. Die Fed läuft Gefahr, “Panik und Unruhe” in den
sog. Schwellenländern (EM) auszulösen, falls sie auf der September-Sitzung
beschliesst, die Zinsen zu erhöhen, mahnt der Chefökonom der Weltbank (World Bank), ohne mit der Wimper zu zucken.
Eine ähnliche Warnung hatte auch der IWF vor ein paar Tagen ausgesprochen: Die Fed soll sich an Daten (data-dependent) orientieren und nicht voreilig agieren, während es
kaum Hinweise auf einen Lohn- und Preisdruck gibt, teilt die Sonderorganisation
der Vereinten Nationen mit Sitz in Washington mit.
Auch Martin
Wolf befasst sich in seiner Kolumne in FT heute mit dem bevorstenden
Zinsentscheid der US-Notenbank.
Der Beginn eines Zinserhöhungszyklus zum ersten Mal
seit 11 Jahren würde ohne Zweifel einen wesentlichen Moment markieren: Es würde
mehr als eine Zinserhöhung signalisieren. Die US-Wirtschaft ist aber weit
entfernt von der “Normalisierung”. Die Inflation, wovor die Kritier immer
wieder warnen, ist unsichtbar, unterstreicht der Chef-Kommentator der
britischen Wirtschaftszeitung.
US-Arbeitslosigkeit und Inflation, Graph: Martin Wolf in FT
Larry
Summers, der vor rund zwei Wochen
geschrieben hat, dass es ein schwerwiegender Fehler wäre, die Zinsen zu
erhöhen, zählt heute in seinem Blog 5 Aspekte auf, die gegen eine unmittelbare
Zinserhöhung sprechen.
Zentralbanken und Leitzinsen, Graph: Martin Wolf in FT
Die Märkte haben in den vergangenen zwei Wochen
eine Straffung des geldpolitischen Kurses bereits vorweggenommen: Der
US-Aktienmarkt hat in diesem Zeitraum um 700 Mrd. USD geschrumpft. Und die
Credit Spreads haben sich spürbar ausgeweitet, argumentiert der ehemalige
US-Finanzminister.
Leitzinsen (real) und finanzielle Situation in den
USA, Graph: Larry Summers
Da eine Reihe von Faktoren die secular stagnation
via erhöhte Ersparnisse und verringerte Investitionen vorantreibt, fordert jede
Bemühung um Wirtschaftswachstum viel niedrigere real fed funds rates als je
zuvor.
Bemerkenswert ist die Aussage des an der Harvard University tätigen
Wirtschaftsprofessors, dass “wir wissen, dass die BoJ und die EZB sehr
wahrscheinlich, die bereits ausserordentliche QE-Politik in den kommenden
Monaten verdoppeln werden”.
Das heisst, dass der ehemalige Chefökonom der
Weltbank (von 1991 bis 1993) damit rechnet, dass die EZB das Tempo der
Anleihekäufe (PSPP) nicht drosselt, sondern ausdehnt, zumal es weder in der
Eurozone noch weltweit Inflationsdruck gibt.
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