Sonntag, 7. Dezember 2014

Niedriginflation im Brennpunkt 2015

Stanley Fischer, Fed Vice Chairman hat am Dienstag gesagt, dass die Niedriginflation der Hauptgrund sei, warum die Fed noch nicht begonnen habe, die Zinsen zu erhöhen.

Charles Evans Fed-Präsident Chicago erläutert in einem lesenswerten Interview in NYTimes seine Besorgnis, dass die Fed die Zielinflationsrate von 2% seit fast sechs Jahren unterläuft.

In der Tat sieht der primäre Fokus der Fed derzeit auf die Niedriginflation ausgerichtet, zumal der Arbeitsmarkt sich anschickt, sich allmählich zu erholen. Nach den jüngsten Daten sind in den USA im November 321‘000 neue Arbeitsplätze entstanden, so viele wie seit drei Jahren nicht mehr. Damit wurden den 10. Monat in Folge mehr als 200‘000 Arbeitsplätze geschaffen.

Rückt damit eine Zinserhöhung durch die Fed näher? Nein. Die Fed sollte noch warten, bis sie das „Augenweiss der Inflation“ gesehen hat, kommentiert Paul Krugman in seinem Blog. Mit Inflation ist natürlich die Zielinflationsrate von 2% der US-Notenbank gemeint, wenn es Krugman ginge, sogar zur Zeit angesichts der schweren Depression, höher.



Wie die Zielinflationsrate in vielen Volkswirtschaften heute im Sog der Krise unterlaufen wird, Graph: The Economist, Oct 2014 („The pendelum swings to the pit“)

Zumal (a) über die zugrunde liegende Stärke der Wirtschaft noch Unsicherheit herrscht und (b) die Risiken weiterhin sehr asymmetrisch sind: Die Gefahr, die Zinsen zu früh zu erhöhen ist grösser als die Gefahr, die Zinsen zu spät zu erhöhen.

Wenn die Wirtschaft in eine Falle gerät wie Japan in den 1990er Jahren oder die Eurozone in der Gegenwart, ist es sehr schwierig, herauszukommen. Deshalb es ist riskant, die Geldpolitik zu früh zu straffen.

Interessant ist, wie Joachim Fels in Sunday Start von Morgan Stanley heute das makroökonomische Hauptthema 2015 ankündigt: Die Bekämpfung der Niedriginflation („The Battle Against Lowflation“) durch die Notenbanken.

Die Probleme, die die Niedriginflation schafft, sind ähnlich, wenn nicht schwerer, als die der gänzlichen Deflation: Die reale Last der Verschuldung steigt, das Einkommen wächst langsamer als erwartet, sodass Verbraucher weniger Geld ausgeben und Unternehmen sich mit Investitionen zurückhalten. Das ist ein fruchtbarer Boden für eine verderbliche Negativ-Spirale, sagte Mario Draghi, EZB-Präsident vor einigen Monaten. Die Niedriginflation (lowflation) wirkt v.a. für die Kreditnehmer-Länder in der Eurozone wie eine echte Deflation.

Milton Friedman hat einst zur Beendigung der Deflation Geldabwurf aus dem Helicopter (helicopter money) als Metapher geprägt (1969).




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