Die Arbeitslosigkeit in Japan ist zwar niedrig,
aber das gesamtwirtschaftliche Wachstum ist träge, v.a. wegen der Alterung der
Bevölkerung. Japan ist ein Land mit immer weniger Menschen im erwerbstätigen
Alter (working-age adults). Das
Wirtschaftswachstum war in den vergangenen Jahren dennoch viel besser als in
Westeuropa.
Da die Wirtschaft wegen der anhaltenden Deflation
in einer Falle steckt, befürchten japanische Geschäftsleute mögliche externe
Effekte (spillovers) aus Chinas gegenwärtiger
Wachstumsschwäche, schildert Paul
Krugman seine Erlebnisse aus einem
Besuch in Japan in seiner lesenswerten Kolumne (“Japan’s Economy, Crippled by Caution”) am Freitag in NYTimes.
Japan muss mit der Deflation irgendwie
fertigwerden. Wenn die Bank of Japan (BoJ) Geld druckt (*), kauft sie damit
Staatspapiere am Markt. In normalen Zeiten würde dadurch die Wirtschaft
angekurbelt. Die Verkäufer sitzen heute aber auf dem Cash.
Das heisst, dass das
Geld nicht in Form von Kredit weitergegeben wird. Das derzeit sehr niedrige
Zinsniveau widerspiegelt die mangelnde Investitionsnachfrage. Die Fed
beispielsweise hat im Rahmen der QE-Politik seit 2008 für den Kauf von
Staatsanleihen rund 3’000 Mrd. USD ausgegeben. Das Geld bleibt auf den
Bankreserven bei der Fed.
Dabei ist das Ziel der QE-Politik, den Preis der
Vermögenswerte steigen zu lassen, um Investoren und Verbraucher davon zu
überzeugen, dass bald die Inflation kommt. Die Bemühungen der BoJ ernten aber kaum
Früchte wie die der EZB.
US-Notenbankgeldmenge (monetary base), Graph:
FRED Fed St. Louis
PS: Notenbankgeldmenge = Sichtguthaben der Banken +
Noten im Umlauf
Die mengenmässige Lockerung der Geldpolitik als second-best policy reicht offensichtlich nicht aus. Es gibt aber laut Krugman einen sicheren Weg, um die Deflation zu bekämpfen: mit dem gedruckten Geld sollen statt Vermögenswerte Sachen gekauft werden.
Defizitfinanzierung kann wieder “schön gewachsen”
werden. Es spielt nämlich praktisch kaum eine Rolle, ob die Zentralbank alte
Anleihen am Markt aufkauft, oder neue Anleihen ausgegeben werden, erklärt
Krugman.
Das tut aber niemand. Alle haben sich der Austeritätspolitik
verpflichtet, die auf der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage lastet. Die
Forderung nach Austerität dient einem politischen Zweck: Kürzung der
Sozialausgaben und Zurückdrängung des Staates aus dem öffentlichen Leben.
Geld zu drucken, um Sachen zu kaufen, hört sich
unverantwortlich an, was auch in normalen Zeit zutrifft. In einer schwer
angeschlagenen, von Deflation geplagten Wirtschaft ist es aber gefährlich dumm,
Haushaltsdisziplin an den Tag zu legen.
Nur sehr wenige Politiker sind bereit,
den Kopf zu riskieren und mit der Konvention zu brechen. Das Ergebnis ist, dass
die Wirtschaftspolitik, selbst sieben Jahre nach der Finanzkrise immer noch von
Vorsicht gehemmt wird, hält Krugman als Fazit fest: Die Austeritätspolitik zerstört im Namen der Respektabilität die Weltwirtschaft.
(*) Eigentlich wird kein Geld physisch gedruckt.
Die Kaufsumme wird jeweils dem Konto der betreffenden Bank bei der Fed
elektronisch gutgeschrieben.
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