Samstag, 5. September 2015

Normalisierung und Rätselraten um Zinsentscheid der Fed

Der US-Arbeitsmarkt hat am Freitag gemischte Nachrichten gebracht. Die Ungewissheit zwei Wochen vor der Fed-Sitzung bleibt bestehen, ob es im September oder erst im Dezember zu einer Zinserhöhung kommt.

Früher sagten Menschen, dass die Fed die Zinsen erhöhen soll, um die nicht-existente Inflation zu bekämpfen. Dann sagten sie, dass die Fed die Zinsen erhöhen soll, um sich gegen die nicht-vorhandene Bubbles zu wehren. Nun merken sie an, dass die Fed die Zinsen aus nicht existierenden Gründen anheben soll. Das ist natürlich kein Fortschritt, wie Matt O’Brien im Wonkblog bei WaPo treffend beschreibt.

Es gibt derzeit keine Anzeichen für eine Überhitzung der Wirtschaft. Die Löhne sind knapp 2% gestiegen, deutlich weniger als 3,5%-4%, was sonst in normalen Zeiten der Fall ist. Die Kerninflation beträgt rund 1,20%, ohne Aufwärtstrend.

Die Argumente zu Gunsten der Zinserhöhung sind psychologisch, nicht ökonomisch. Die Verfechter liegen damit seit Jahren falsch.

Bemerkenswert ist, dass der Deflationswahrscheinlichkeit-Index (gemessen an 5-Jahres TIPS) der Atlanta Fed, der von Anfang September 2013 bis in die ersten Wochen von August 2015 praktisch auf null lag, in den vergangenen Wochen zum ersten Mal angestiegen ist, wie macroblog meldet.



Deflationswahrscheinlichkeit (gemessen an 5 Jahren); 5y deflation probability, Graph: macro blog, Atlanta Fed 


Paul Krugman erinnert an die 1990er Jahre. Als die Arbeitslosenquote 1997 auf 5% gesunken ist, hat die Fed die Zinsen um 0,25% erhöht, in Erwartung, dass die Inflation zu einem Problem würde, was aber nie vorgekommen ist, auch wenn die Arbeitslosigkeit weiter abgenommen hat, sogar bis auf 4%.


Arbeitslosigkeit und Fed Funds Rate, Graph: Paul Krugman in NYTimes via FRED Fed St.Louis

Und die Lehre daraus ist, dass die Fed wirklich nicht weiss, welcher U3-Arbeitslosigkeit-Wert Vollbeschäftigung darstellt. Deshalb rät der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY) forschende Wirtschaftsprofessor zur Vorsicht, die Zinsen präventiv zu früh zu erhöhen, während es an Anzeichen fehlt, dass die Inflation ein Problem wäre.

Das Risiko, die Zinsen zu früh oder zu spät zu erhöhen, v.a. während die nominalen Zinsen nahe null liegen, ist nicht symmetrisch. Wenn die Fed zu spät agiert, kann sie die Zinsen dann etwas mehr anheben. Aber wenn sie zu früh agiert, kann sie die Wirtschaft in eine Falle rutschen lassen, wo das Entkommen schwer fallen würde.



US Kerninflation gemessen an core PCE Index, Graph: Morgan Stanley


PS:

Deflation is eine Bedrohung für die Gesamtwirtschaft. Japan hatte mehr als ein Jahrzehnt unter Deflation gelitten. Und nun steht Europa vor Deflation, schreiben vier Professoren aus Japan in einem aktuellen Artikel (“Deflation and Money”) in voxeuDie Analyse legt nahe, dass es schwierig ist, zur Bekämpfung der Deflation nur die Geldmenge zu erweitern.




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