Der US-Arbeitsmarkt hat am Freitag gemischte
Nachrichten gebracht. Die Ungewissheit zwei Wochen vor der Fed-Sitzung bleibt
bestehen, ob es im September oder erst im Dezember zu einer Zinserhöhung kommt.
Früher sagten Menschen, dass die Fed die Zinsen
erhöhen soll, um die nicht-existente Inflation zu bekämpfen. Dann sagten sie,
dass die Fed die Zinsen erhöhen soll, um sich gegen die nicht-vorhandene
Bubbles zu wehren. Nun merken sie an, dass die Fed die Zinsen aus nicht
existierenden Gründen anheben soll. Das ist natürlich kein Fortschritt, wie
Matt O’Brien im Wonkblog bei WaPo treffend beschreibt.
Es gibt derzeit keine Anzeichen für eine Überhitzung der
Wirtschaft. Die Löhne sind knapp 2% gestiegen, deutlich weniger als 3,5%-4%,
was sonst in normalen Zeiten der Fall ist. Die Kerninflation beträgt rund 1,20%,
ohne Aufwärtstrend.
Die Argumente zu Gunsten der Zinserhöhung sind
psychologisch, nicht ökonomisch. Die Verfechter liegen damit seit Jahren
falsch.
Bemerkenswert ist, dass der
Deflationswahrscheinlichkeit-Index (gemessen an 5-Jahres TIPS) der Atlanta Fed,
der von Anfang September 2013 bis in die ersten Wochen von August 2015
praktisch auf null lag, in den vergangenen Wochen zum ersten Mal angestiegen ist,
wie macroblog meldet.
Deflationswahrscheinlichkeit (gemessen an 5
Jahren); 5y deflation probability, Graph:
macro blog, Atlanta Fed
Paul Krugman erinnert an die 1990er Jahre. Als die
Arbeitslosenquote 1997 auf 5% gesunken ist, hat die Fed die Zinsen um 0,25%
erhöht, in Erwartung, dass die Inflation zu einem Problem würde, was aber nie vorgekommen ist, auch wenn die Arbeitslosigkeit weiter abgenommen hat, sogar bis
auf 4%.
Arbeitslosigkeit und Fed Funds Rate, Graph: Paul Krugman in NYTimes via FRED
Fed St.Louis
Und die Lehre daraus ist, dass die Fed wirklich
nicht weiss, welcher U3-Arbeitslosigkeit-Wert Vollbeschäftigung darstellt.
Deshalb rät der am Graduierten Zentrum der City University New York (CUNY)
forschende Wirtschaftsprofessor zur Vorsicht, die Zinsen präventiv zu früh zu
erhöhen, während es an Anzeichen fehlt, dass die Inflation ein Problem wäre.
Das Risiko, die Zinsen zu früh oder zu spät zu
erhöhen, v.a. während die nominalen Zinsen nahe null liegen, ist nicht symmetrisch.
Wenn die Fed zu spät agiert, kann sie die Zinsen dann etwas mehr anheben. Aber
wenn sie zu früh agiert, kann sie die Wirtschaft in eine Falle rutschen lassen,
wo das Entkommen schwer fallen würde.
US Kerninflation gemessen an core PCE Index, Graph: Morgan Stanley
PS:
Deflation is eine Bedrohung für die Gesamtwirtschaft. Japan
hatte mehr als ein Jahrzehnt unter Deflation gelitten. Und nun steht Europa vor
Deflation, schreiben vier Professoren aus Japan in einem aktuellen Artikel (“Deflation and Money”) in voxeu. Die Analyse legt nahe, dass es schwierig ist, zur
Bekämpfung der Deflation nur die Geldmenge zu erweitern.
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