Es sieht derzeit so aus, wie wenn es eine
ungewöhnliche Diskrepanz zwischen Realrenditen und Inflationserwartungen
(gemessen an Breakeven-Sätzen) in den USA und in Europa gibt.
Die Realrenditen in den USA erscheinen angesichts
der gegenwärtigen Inflationserwartungen zu hoch, während die Realrenditen in
Europa gemäss Inflationserwartungen zu niedrig sind, bemerkt Morgan Stanley in einer am Freitag vorgelegten Analyse.
Die TIPS-Märkte (inflationsgeschützte Staatsanleihen)
schätzen das Risiko, dass die Fed ihr Inflationsziel in absehbarer Zeit
erreicht, als sehr hoch. Das legen heute jedenfalls die 5y5y und 10y20y forward real
yields und inflation breakevens
nahe.
Kann die Fed aber den geldpolitischen Kurs straffen,
in dem Ausmass, dass sie das Inflationsziel nach unten verfehlt, also weiterhin
unterbietet? Das scheint nicht glaubwürdig. Obwohl man sagen muss, dass auch
die Mitglieder des FOMC nicht unfehlbar sind.
Das Team "Global Inflation Strategy" von Morgan Stanley denkt, dass die Inflationsrisikoprämie (inflation
risk premium) seit Juni 2014 wegen des Rückgang des Erdölpreises ins
Negative gerutscht ist.
Bis zu rund 70% lässt die Volatilität im TIPS Index
mit der Energie-Gewichtung des Konsumentenpreisindex (CPI) erklären. Da aber die
meisten TIPS-Investoren das Risiko der Volatilität der Energiepreise nicht
angemessen absichern können, verlangen sie heute eine höhere Inflationsrisikoprämie,
erklären die Autoren der Studie.
US TIPS Breakeven Zinsstrukturkurve (term structure), Graph: Morgan Stanley
US Realrenditen Fälligkeitsstruktur (term structure), Graph: Morgan Stanley
In Europe bleibt der Markt in Sachen Inflation sehr
pessimistisch, v.a. was die kurze Sicht betrifft. Auf lange Sicht implizieren
die Märkte, dass die EZB ihr Inflationsziel erreichen kann. Die Indikatoren
legen aber heute nahe, dass die Inflation in Europa in den nächsten vier Jahren unter 1% bleibt.
EUR TIPS Breakeven Laufzeitstruktur (term structure), Graph: Morgan Stanley
Gleichzeitig steigen die forward Realrenditen
(gemessen an Inflation Swaps) nicht wesentlich über 0% auf die längerfristige
Frist, was impliziert, wie wenn die Geldpolitik niemals normalisieren würde.
Kann es aber sein, dass die EZB versucht, das
Inflationsziel zu erreichen, ewig negative Realrenditen in Kauf nimmt? Das wäre
in Europa politisch nicht durchführbar.
EUR Realrenditen Zinsstrukturkurve (term structure), Graph: Morgan Stanley
Die Analysten denken, dass das
Angebot-Nachfrage-Verhältnis eine vernünftige Erklärung bieten kann.
Während das PSPP die Laufzeitprämie (term premium) unter Druck setzt, erwarten
die Analysten gestützt auf die Indikatoren am Markt eine Ausweitung des
Anleihekaufprogramms durch die EZB oder sogar eine Zinssenkung in naher Zukunft.
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