Dienstag, 15. September 2015

Fed-Zinsentscheid und monetäre Bedingungen

Die US-Notenbank schickt sich an, zum ersten Mal seit 10 Jahren die Zinsen zu erhöhen. Die meisten Investoren bleiben trotzdem zuverzichtlich, was die künftige Entwicklung der Zinsen betrifft.

Denn viele glauben einfach nicht, dass die Fed angesichts der jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt, des starken US-Dollars, der verhaltenen Inflation und der wachsenden Besorgnis um die wirtschaftliche Entwicklung in den sog. Schwellenländern all zu energisch vorgehen würde, den geldpolitischen Kurs zu straffen.

Jan Hatzius denkt, dass die Verschärfung der finanziellen Bedingungen in den vergangenen Wochen ungefähr drei Zinserhöhungen entsprechen.

Seiner Ansicht nach bedeuten die jüngsten Ereignisse, dass eine Zinserhöhung ausgeschlossen ist. Goldman Sachs’ Chefökonom bringt sogar die Möglichkeit ins Spiel, dass die Fed bis 2016 keine Zinserhöhungen beschliessen würde.

Die Märkte scheinen mit Hatzius Einschätzung zu teilen:

Die Zins-Futures legen nahe, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch die Fed heute lediglich 28% beträgt.

Die Geldmarkt-Derivate deuten darauf hin, dass die Fed am bisherigen Kurs bis zum nächsten Jahr festhält.



Zinserwartung am US-Staatsanleihenmarkt (gemessen an US Staatspapieren mit 2 Jahren Laufzeit), Graph: FT



Bemerkenswert ist, dass der Zins-Future Markt damit rechnet, dass die Fed die Zinsen im September nicht ändert, während der US-Treasury Bond Markt sich auf eine Zinserhöhung einstellt, wie man in den beiden aufeinander folgenden Abbildungen erkennen kann.


Zinserwartung am Markt für Zins-Futures, Graph: FT


So sehen die Inflationserwartungen in den USA derzeit aus, gemessen an Fed’s Modell 5y5y Forward Inflation Breakeven-Sätzen



US-Inflationserwartungen (gemessen an 5y5y forward inflation breakeven), Graph: Morgan Stanley

Und es gibt tatsächlich keine Inflationsgefahr am Horizont:



US-Inflation, Graph: Morgan Stanley

Für alle Leser mit Vorliebe zum Detail, wie die Hawk-Dove Situation im FOMC (dem geldpolitischen Ausschuss der Fed) aussieht, welcher US-Notenbanker einen Hang zur Straffung der Geldpolitik hat und welcher US-Notenbanker noch kein Inflationsrisiko erblickt:


Fed-Outlook, Hawks versus Doves, Graph: Morgan Stanley


1 Kommentar:

Michael Stöcker hat gesagt…

Der Streit der Ökonomen (Dovish vs. Hawkish) ist vor allem darin begründet, dass sie einer fehlerhaften Geld- und Zinstheorie aufsitzen. Denn marginal höhere Leitzinsen sind doch kaum mehr als homöopathische Dosen, deren reale Wirkungen mehr mit Voodoo denn mit rationaler ökonomischer Analyse zu tun haben: http://blogs.faz.net/fazit/2015/09/02/illusionen-ueber-geldpolitik-6429/#comment-5041

LG Michael Stöcker