Die US-Notenbank schickt sich an, zum ersten Mal
seit 10 Jahren die Zinsen zu erhöhen. Die meisten Investoren bleiben trotzdem
zuverzichtlich, was die künftige Entwicklung der Zinsen betrifft.
Denn viele glauben einfach nicht, dass die Fed
angesichts der jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt, des starken US-Dollars, der
verhaltenen Inflation und der wachsenden Besorgnis um die wirtschaftliche
Entwicklung in den sog. Schwellenländern all zu energisch vorgehen würde, den
geldpolitischen Kurs zu straffen.
Jan
Hatzius denkt, dass die
Verschärfung der finanziellen Bedingungen in den vergangenen Wochen ungefähr
drei Zinserhöhungen entsprechen.
Seiner Ansicht nach bedeuten die jüngsten
Ereignisse, dass eine Zinserhöhung ausgeschlossen ist. Goldman Sachs’ Chefökonom
bringt sogar die Möglichkeit ins Spiel, dass die Fed bis 2016 keine
Zinserhöhungen beschliessen würde.
Die Märkte scheinen mit Hatzius Einschätzung zu teilen:
Die Zins-Futures legen nahe, dass die
Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung durch die Fed heute lediglich 28% beträgt.
Die Geldmarkt-Derivate deuten darauf hin, dass die
Fed am bisherigen Kurs bis zum nächsten Jahr festhält.
Zinserwartung am US-Staatsanleihenmarkt (gemessen
an US Staatspapieren mit 2 Jahren Laufzeit), Graph: FT
Bemerkenswert ist, dass der Zins-Future Markt damit rechnet, dass die Fed die Zinsen im September nicht ändert, während der
US-Treasury Bond Markt sich auf eine Zinserhöhung einstellt, wie man in den
beiden aufeinander folgenden Abbildungen erkennen kann.
Zinserwartung am Markt für Zins-Futures, Graph: FT
So sehen die Inflationserwartungen in den USA
derzeit aus, gemessen an Fed’s Modell 5y5y Forward Inflation Breakeven-Sätzen
US-Inflationserwartungen (gemessen an 5y5y forward
inflation breakeven), Graph: Morgan
Stanley
Und es gibt tatsächlich keine Inflationsgefahr am Horizont:
US-Inflation, Graph:
Morgan Stanley
Für alle Leser mit Vorliebe zum Detail, wie die Hawk-Dove Situation im FOMC (dem geldpolitischen Ausschuss der Fed) aussieht, welcher US-Notenbanker einen Hang zur Straffung der Geldpolitik hat und welcher US-Notenbanker noch kein Inflationsrisiko erblickt:
Fed-Outlook, Hawks versus Doves, Graph: Morgan Stanley
1 Kommentar:
Der Streit der Ökonomen (Dovish vs. Hawkish) ist vor allem darin begründet, dass sie einer fehlerhaften Geld- und Zinstheorie aufsitzen. Denn marginal höhere Leitzinsen sind doch kaum mehr als homöopathische Dosen, deren reale Wirkungen mehr mit Voodoo denn mit rationaler ökonomischer Analyse zu tun haben: http://blogs.faz.net/fazit/2015/09/02/illusionen-ueber-geldpolitik-6429/#comment-5041
LG Michael Stöcker
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