Insgesamt gab es seit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers im Jahr 2008 weltweit mehr als 600
Zinssenkungen, meldet Bank of America
Merrill Lynch.
Zuletzt hat die Reserve
Bank of India am Dienstag die Zinsen gesenkt, und zwar mehr als erwartet.
Ökonomen und Investoren befürchten eine
Überschwappung der von China ausgelösten Schwäche der wirtschaftlichen
Entwicklung in den sog. Schwellenländern auf die Volkswirtschaft der
Industrieländer.
BofA
Merrill Lynch schätzt eine
Wahrscheinlichkeit von 25% für einen Rezession-artigen Einbruch der Konjunktur
in diesem Jahr.
Während die Geldpolitik, seit die nominalen Zinsen
nahe Null-Grenze (ZLB: zero lower bound) liegen, ausgelaugt
ist, bestimmt die Austeritätspolitik immer noch die Tagesordnung, z.B. in
Europa.
Es ist nun mehr als Helicopter Money erforderlich,
sagt Steven Englander und trifft den
Nagel auf den Kopf: “cold fusion”
(kalte Fusion). So nennt er seinen Ansatz:
Die Entscheidungsträger sollen die Steuern senken
und die Ausgaben erhöhen. Die Zentralbanken sollen dann den daraus
resultierenden Anstieg der Kreditaufnahme durch den Kauf von mehr Anleihen
decken, indem sie sich verpflichten, eine unendliche QE-Politik (QE Infinity)
zu betreiben, erläutert der Leiter der G10
FX Strategy bei Citigroup.
Das Fehlen der Fiskalpolitik sieht Englander als
einen der Gründe, warum die Erholung der Wirtschaft so lange auf sich warten
lässt.
Wenn die Zinsen nahe null liegen, bedarf es einer
expansiven Fiskalpolitik, um die Auswirkungen eines jeden (wie auch immer
beschaffenen) negativen Schocks, der die Weltwirtschaft trifft, zu glätten.
Wenn man sich nicht nach dem Lehrbuch der
Makroökonomie richtet, begibt man sich mit der dogmatischen Wirtschaftspolitik
des Neoliberalismus auf den Holzweg wie in Europa.
Gestützt auf ein einfaches IS-LM Modell und/oder
Hicks wurde von weitsichtigen Ökonomen bereits vor fast neun Jahren
vorausgesagt, dass bei der ZLB Fiskal-Multiplikatoren grösser sind als sonst und
hohe Haushaltsdefizite nicht zu einem Anstieg der Zinsen führen. Und auch die
Ausdehnung der Notenbankgeldmenge (monetary
base) wirkt bei der ZLB nicht inflationär.
Das heisst als Fazit, dass ein Blick in das
Lehrbuch darauf hingedeutet hätte, ein angemessenes Konjunkturprogramm auf die
Beine zu stellen, anstatt mit der Gürter-enger-schnallen-Politik von den Bürgern
eine schmerzhafte Opferbereitschaft auf mehrere Jahre hinweg zu verlangen.
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