Die EZB hat heute mitgeteilt, die Zinsen in der EWU unverändert zu belassen. Der Leitzins (der
sog. Refi-Satz) bleibt damit auf 0,25
Prozent. Darüber hinaus hat die EZB zum ersten Mal die Inflationsprognose für 2016 bekanntgegeben.
Mario Draghi betrachtet Deflation
als eine Situation, wo das Preisniveau (1) in einer erheblichen Anzahl von
EU-Ländern zurückgeht und (2) der Preisverfall eine beträchtliche Zahl von
Waren betrifft und (3) sich selbst erfüllt. Gemessen daran wäre es natürlich
übertrieben, von Deflation im Euro-Raum zu reden.
Tatsache ist aber, dass auch eine
extrem niedrige Inflation für den Euro-Raum Problem bereiten kann, v.a. für die
Schuldner-Länder. Weil dadurch die reale Last der Verschuldung steigt und die
Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau verharrt, wie der IWF in einer am
Dienstag vorgelegten Forschungsarbeit („Euro Area – Deflation versus Lowflation“) hervorhebt.
Während die Inflationserwartungen
laut IWF-Analyse für 5-10 Jahre flach sind, fallen sie für 2-4 Jahre seit
einigen Monaten. Da die Erholung der Wirtschaft ziemlich schwach abläuft,
könnte die niedrige Inflation die Wachstumschancen versenken.
Die übermässig niedrige Inflation (EZB strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 2%
an) erhöht die reale Last der Schulden und erschwert damit die Anpassung der
Preise und der Kosten. Das ist die sog. Debt-Deflation.
Nominallohn-Anpassung im
Euro-Raum am Beispiel von Spanien, Graph: iMFdirect
Und die Debt-Deflation zeigt sich am Beispiel
von Spanien am deutlichsten, wie anhand des Verteilungsdiagramms für Löhne
beobachtet werden kann. Die nach unten rigide Nominallöhne stellen bereits eine
Einschränkung dar. In der Abbildung ist zu sehen, wie die Verteilung der 30%
der Löhne bei Null eine Spitze bilden.
Es gibt keine rote Linie für die
Null-Inflation, wie Paul Krugman zurecht beschreibt. Die extrem niedrige
Inflation verschlimmert die Probleme in der heutigen Situation Europas. „Japanification“ des Euro-Raums ist bereits eine
Tatsache, mit sozialen Kosten für die Menschen. Die Debt-Deflation-Abwärtsspirale
ist also im Euro-Raum bereits im Gang.
Schwaches Wirtschaftswachstum im
Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley
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