Donnerstag, 6. März 2014

Debt-Deflation im Euro-Raum

Die EZB hat heute mitgeteilt, die Zinsen in der EWU unverändert zu belassen. Der Leitzins (der sog. Refi-Satz) bleibt damit auf 0,25 Prozent. Darüber hinaus hat die EZB zum ersten Mal die Inflationsprognose für 2016 bekanntgegeben.

Mario Draghi betrachtet Deflation als eine Situation, wo das Preisniveau (1) in einer erheblichen Anzahl von EU-Ländern zurückgeht und (2) der Preisverfall eine beträchtliche Zahl von Waren betrifft und (3) sich selbst erfüllt. Gemessen daran wäre es natürlich übertrieben, von Deflation im Euro-Raum zu reden.

Tatsache ist aber, dass auch eine extrem niedrige Inflation für den Euro-Raum Problem bereiten kann, v.a. für die Schuldner-Länder. Weil dadurch die reale Last der Verschuldung steigt und die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau verharrt, wie der IWF in einer am Dienstag vorgelegten Forschungsarbeit („Euro Area – Deflation versus Lowflation“) hervorhebt.

Während die Inflationserwartungen laut IWF-Analyse für 5-10 Jahre flach sind, fallen sie für 2-4 Jahre seit einigen Monaten. Da die Erholung der Wirtschaft ziemlich schwach abläuft, könnte die niedrige Inflation die Wachstumschancen versenken. 

Die übermässig niedrige Inflation (EZB strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 2% an) erhöht die reale Last der Schulden und erschwert damit die Anpassung der Preise und der Kosten. Das ist die sog. Debt-Deflation.



Nominallohn-Anpassung im Euro-Raum am Beispiel von Spanien, Graph: iMFdirect

Und die Debt-Deflation  zeigt sich am Beispiel von Spanien am deutlichsten, wie  anhand des Verteilungsdiagramms für Löhne beobachtet werden kann. Die nach unten rigide Nominallöhne stellen bereits eine Einschränkung dar. In der Abbildung ist zu sehen, wie die Verteilung der 30% der Löhne bei Null eine Spitze bilden.



Es gibt keine rote Linie für die Null-Inflation, wie Paul Krugman zurecht beschreibt. Die extrem niedrige Inflation verschlimmert die Probleme in der heutigen Situation Europas. „Japanification“ des Euro-Raums ist bereits eine Tatsache, mit sozialen Kosten für die Menschen. Die Debt-Deflation-Abwärtsspirale ist also im Euro-Raum bereits im Gang.





Schwaches Wirtschaftswachstum im Euro-Raum, Graph: Morgan Stanley

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