Der Landesindex der Konsumentenpreise (CPI)
ist in der Schweiz im August innert Jahresfrist um 1,4% geschrumpt. Die
Inflationsrate ist gegenüber dem Vormonat 0,2% gesunken. Die Preise der
Importgüter haben einen Rückgang um 5,5% verzeichnet.
Die Schweiz kommt damit aus der Gefahrenzone der
Deflation irgendwie nicht weg. Interessanterweise war das Thema der
internationalen Konferenz von Notenbankern und Wissenschaftlern in Jackson
Hole, Wyoming in diesem Jahr Inflation.
Für die 189 Länder, für die Daten verfügbar sind,
liegt die mittlere Inflation 2015 bei knapp 2% und damit niedriger als 2014,
schreibt Carmen
Reinhart am Freitag in einem lesenswerten
Artikel (“Inflation, the Fed, and the Big
Picture”) in Project Syndicate.
Wie in der zweiten Abbildung weiter unten zu sehen
ist, liegt die Inflation in fast der Hälfte aller Länder (unabhängig davon, ob
hochentwickelt oder Schwellenland, klein oder gross) bei oder unter 2%, dem
Wert also, bei dem die Notenbanken von Preisstabilität reden.
Der Anteil der Länder, die tatsächlich eine deflationäre
Entwicklung der Verbraucherpreise verzeichnen (die grüne Kurve), ist 2015 höher
als der jener, die eine zweistellige Inflation aufweisen (7% der Gesamtzahl),
unterstreicht die an der Harvard University lehrende Wirtschaftsprofessorin.
Schweizer Inflation (Jan 2013-Aug 2015) CPI, Graph: ACEMAXX-ANALYTICS, data source:
data.snb.ch
Tatsächlich droht der Weltwirtschaft, was die
Stichprobe in den 23 hochentwickelten Volkswirtschaften betrifft, selbst acht
Jahren nach dem Ausbruch der Finanzkrise eher eine Deflation, hält Reinhart
fest.
Für diese Gruppe liegt die mittlere Inflationsrate
bei 0,2%; der niedrigste Wert seit 1933.
Es ist leicht vorstellbar, dass diese Länder ohne
die QE-Politik in den USA, Europa und Japan in einer Deflationslandschaft ähnlich
wie jener der 1930er Jahre stecken würden.
Die globale Inflation von 1920 bis 2015, Graph: Carmen Reinhart in Project
Syndicate
Hier (“Deflation
and Money”) deuten vier Wirtschaftsprofessoren aus Japan darauf hin, dass
Europa heute, ähnlich wie Japan, einer Deflation gegenüber steht.
Und Wolfgang Schäuble warnt wider besseren Wissens auf
dem G20-Treffen in Ankara vor Gefahren der ultra-lockeren Geldpolitik. Der
deutsche Finanzminister liegt damit seit Jahren falsch.
In den vergangenen zwei Jahren hatten mindestens
sechs (und möglicherweise sogar acht) hochentwicklete Volkswirtschaften mit der
Deflation zu kämpfen, so Reinhart.
Es ist in diesem Zusammenhang an die Warnung von Irving Fisher vor Debt-Deflation
(Schulden-Deflations-Spirale) in den 1930er Jahren zu erinnern.
Es muss demanch nicht einmal eine Deflation per Definition
vorliegen. Wichtig ist, sich zu vergegenwärtigen, dass fallende Preise den
realen Wert der bestehenden Schulden erhöhen und eine zunehmende Belastung
durch den Schuldendienst verursachen, da die Realzinsen eben höher sind. Nur
die ignoranten Inflationistas und ewige Gold-Bugs mokieren sich über “Voodoo Deflation”.
Und die Inflationistas, die eine pathetische Scharade in diesen Jahren bieten, liegen immer noch falsch, weil sie dem Dogma folgen, dass die
Quantitätstheorie des Geldes (the
quantity theory of money) auch dann gilt, wenn die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, wenn also die nominalen Zinsen nahe
null liegen (zero lower bound) und die Zinsen Angebot und Nachfrage nach dem
Modell der Kreditmärkte (loanable funds)
widerspiegeln.
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