Montag, 7. September 2015

Warum QE “Second-Best”-Politik ist

Die QE-Politik ist nicht Excalibur. Das wussten alle, die etwas Ahnung von Wirtschaftswissenschaften haben. Denn wenn die nominalen Zinsen nahe null liegen, verliert die herkömmliche Geldpolitik an Zugkraft. Wenn also die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, ist Fiskalpolitik gefragt.

Da die europäischen Entscheidungsträger die Euro-Krise wider besseren Wissens als Staatsschuldenkrise betrachten, schliessen sie expansive Fiskalpolitik a priori aus.

Daher war es von Anfang an klar, dass die QE-Politik und damit zusammenhängend die “internal devaluation” als second-best policies zum Einsatz kamen.

Bemerkenswert ist, dass sich Mario Draghi vergangene Woche enttäuscht über die Wachstumsschwäche in Europa gezeigt hat. EZB-Präsident hat angedeutet, dass die EZB bereit und willens ist, das PSPP-Programm gegebenenfalls aufzustocken.

Die EZB hat also am Donnerstag nicht nur ihre Prognosen für Inflation und Wirtschaftswachstum für Europa gesenkt, sondern auch eine Ausweitung der Anleihekäufe in Erwägung gezogen.

Das ist keine Überraschung, schreibt Francesco Saraceno in seinem Blog und erinnert an die Liquiditätsfalle (liquidity trap).



Keine fiskalpolitische Anregung im Euro-Raum, Graph: Francesco Saraceno in: Gloomy European Economist

Eine Liquiditätsfalle ist eine Situation, wie von Keynesian Economics dargestellt, in der es nicht gelingt, mit Bargeld Injektionen durch die Zentralbank in das Banking-System die Zinsen zu senken. Daher entpuppt sich Geldpolitik als wirkungslos. Die Menschen horten Geld, weil sie ein unerwünschtes Ereignis wie beispielsweise Deflation, mangelhafte gesamtwirtschaftliche Nachfrage oder Krieg erwarten.

Wenn die politischen Entscheidungsträger in Europa sich Zeit genommen und mit der Geschichte der Great Depression befasst hätten, oder einen Blick in die Wikipedia geworfen hätten, hätte sie eingesehen, dass die Geldpolitik in einer Liquiditätsfalle an Wirksamkeit verliert und deswegen Fiskalpolitik erforderlich ist, um die Wirtschaft aus der schweren Rezession zu holen.

Der gegenwärtige Stand der Fiskalpolitik in Europa legt nahe, dass die Mehrheit der EU-Länder sich eine starke Straffung der Haushaltspolitik vorgeschrieben hat, und zwar unabhängig davon, wie gesund die eigene öffentliche Finanzen tatsächlich sind, wie Saraceno unterstreicht.

Die verallgemeinerte und von Frau Merkel tatkräftig aufgezwungene Austeritätspolitik hat damit zu eine douple dip-Rezession und zu einer Ausweitung der Divergenz in der Eurozone geführt. Die Eurozone hätte eine koordinierte, nicht eine synchronisierte Fiskalpolitik nötig gehabt.










Keine Kommentare: