Europas Börsen reagieren negativ auf den
Zinsentscheid der US-Notenbank: Die Fed hat gestern die Geldpolitik unverändert
gelassen. Der Leitzins (Fed Funds Rate),
der heute im einem Band von 0% bis 0,25% liegt, wurde nicht erhöht.
Es ist merkwürdig, dass der Verzicht der Fed auf
eine Zinserhöhung in Deutschland auf Kritik stösst.
Während Janet Yellens Position bei internationalen
Institutionen wie dem IMF und der Weltbank Unterstützung findet, mahnen nicht wenige Ökonomen der neoklassischen Schule die “lange überfällige
Leitzinserhöhung” an.
Der Ruf nach höheren Zinsen durch die Notenbank der
Verfechter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik gilt natürlich nicht nur
für Amerika, sondern auch für Europa.
Market breakeven rates (inflation expectations), Graph: Morgan Stanley
0.2%Y over the next year
0.65%Y for 2017
only 1.3%Y in 5 years’ time
Es ist aber irgendwie doch bizarr, zu beobachten,
wie die Anhänger der Austeritätspolitik, während die europäische Wirtschaft
schwer angeschlagen ist, jetzt eine Straffung des geldpolitischen Kurses fordern.
Sehen sie den Zusammenhang zwischen dem harschen Sparkurs und den Niedrigzinsen
und Lowflation nicht?
Wenn aufgrund der vorherrschenden
Austeritätspolitik Ausgaben gekürzt werden, während die Wirtschaft in einer
Liquiditätsfalle steckt, wird weniger hergestellt. Output
sinkt und es werden weniger Menschen beschäftigt. Warum? Weil wegen des
Spardiktats die Ausgaben gekürzt werden.
Und internal
devaluation bedeutet Anpassung von Kosten und Preisen (sprich:
Lohnkürzung) nach unten. Dann beantwortet sich auch
die Frage, warum die Inflation in vielen Ländern so hartnäckig niedrig bleibt.
Wenn der Privatsektor in einer Bilanzrezession (balance sheet recession) sich anstrengt, Schulden abzubauen, wenn
also private Haushalte kräftig sparen und Unternehmen nicht investieren und auch die
öffentliche Hand sich mit Ausgaben zurückhält, entsteht kaum Wachstum.
Ohne Einkommen keine Nachfrage. Ohne Nachfrage kein Konsum. Ohne Kreditvergabe
durch die Banken keine Geldschöpfung:
Der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) führt daher via QE zu
keinem Anstieg der Inflation. Deshalb eilt es nicht, die Zinsen rasch
anzuheben, zumal die Inflationserwartungen in Europa zuletzt wieder gefallen
sind. Trotz der QE-Politik der EZB verläuft die Kerninflation im Euro-Raum immer noch deutlich unter 1 Prozent.
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