Samstag, 19. September 2015

Expansive Geldpolitik bedeutet nicht immer Inflation

Europas Börsen reagieren negativ auf den Zinsentscheid der US-Notenbank: Die Fed hat gestern die Geldpolitik unverändert gelassen. Der Leitzins (Fed Funds Rate), der heute im einem Band von 0% bis 0,25% liegt, wurde nicht erhöht.

Es ist merkwürdig, dass der Verzicht der Fed auf eine Zinserhöhung in Deutschland auf Kritik stösst.

Während Janet Yellens Position bei internationalen Institutionen wie dem IMF und der Weltbank Unterstützung findet, mahnen nicht wenige Ökonomen der neoklassischen Schule die “lange überfällige Leitzinserhöhung” an.

Der Ruf nach höheren Zinsen durch die Notenbank der Verfechter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik gilt natürlich nicht nur für Amerika, sondern auch für Europa.


Market breakeven rates (inflation expectations), Graph: Morgan Stanley
0.2%Y over the next year
0.65%Y for 2017
only 1.3%Y in 5 years’ time

Es ist aber irgendwie doch bizarr, zu beobachten, wie die Anhänger der Austeritätspolitik, während die europäische Wirtschaft schwer angeschlagen ist, jetzt eine Straffung des geldpolitischen Kurses fordern. Sehen sie den Zusammenhang zwischen dem harschen Sparkurs und den Niedrigzinsen und Lowflation nicht?

Wenn aufgrund der vorherrschenden Austeritätspolitik Ausgaben gekürzt werden, während die Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle steckt, wird weniger hergestellt. Output sinkt und es werden weniger Menschen beschäftigt. Warum? Weil wegen des Spardiktats die Ausgaben gekürzt werden.

Und internal devaluation bedeutet Anpassung von Kosten und Preisen (sprich: Lohnkürzung) nach unten.  Dann beantwortet sich auch die Frage, warum die Inflation in vielen Ländern so hartnäckig niedrig bleibt. 

Wenn der Privatsektor in einer Bilanzrezession (balance sheet recession) sich anstrengt, Schulden abzubauen, wenn also private Haushalte kräftig sparen und Unternehmen nicht investieren und auch die öffentliche Hand sich mit Ausgaben zurückhält, entsteht kaum Wachstum.

Ohne Einkommen keine Nachfrage. Ohne Nachfrage kein Konsum. Ohne Kreditvergabe durch die Banken keine Geldschöpfung: 

Der Anstieg der Notenbankgeldmenge (monetary base) führt daher via QE zu keinem Anstieg der Inflation. Deshalb eilt es nicht, die Zinsen rasch anzuheben, zumal die Inflationserwartungen in Europa zuletzt wieder gefallen sind. Trotz der QE-Politik der EZB verläuft die Kerninflation im Euro-Raum immer noch deutlich unter 1 Prozent.








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