Dienstag, 4. Februar 2014

Die EZB und die Produktionslücke in der Eurozone

Die Bestimmung des Potenzialwachstums ist für die Geld- und Fiskalpolitik sehr wichtig. Um einschätzen zu können, wie gross die Flaute in der Eurozone gegenwärtig ist, muss das tatsächlich erzielte Wirtschaftswachstum mit dem maximal möglichen Wachstum verglichen werden.

Mit Hilfe des Potenzialwachstums wird auch die Produktionslücke (output gap) geschätzt.

Eine Fehleinschätzung kann (1) zu einem schwachen Wirtschaftswachstum, (2) zu einer hohen Arbeitslosigkeit und (3) zu einer „zu niedrigen“ Inflation führen, wie Izabella Kaminska in FTAlphaville hervorhebt.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Konjunkturschwäche durch Hysterese-Effekt in eine strukturelle Schwäche gewandelt wird.



Produktionslücke (output gap) in der Eurozone, Graph: JPMorgan, Febr 3, 2014

Die Produktionslücke gibt die prozentuale Abweichung des BIP vom geschätzten gesamtwirtschaftlichen Produktionspotenzials an.

Wenn wir annehmen, dass die Produktionslücke (output gap) zu Beginn des Jahres 2008 1,5% betragen hat (was mit einer „natürlichen Arbeitlosenquote NAIRU von 8% im Einklang steht), und das Potenzialwachstum sich seither auf rund 1,2% beläuft, kann davon ausgegangen werden, dass die Produktionslücke heute rund 8% ist, schreibt das Economic and Policy Research Team von JPMorgan in einer gestern vorgelegten Analyse.


Offizielle Schätzungen der Produktionslücke in der Eurozone, Graph: JPMorgan, Febr 3, 2014

Die Zahl ist grösser als die offizielle Schätzung in Europa. Die Einschätzung legt aber nahe, dass der Anstieg der Arbeitslosigkeit seit 2008 zyklisch ist und die NAIRU unverändert bei 8% liegt.

Der Fokus auf die Angebotsseite, wie die EZB es tut, hat jedoch enorme Auswirkungen auf die Gestaltung der Geld- und Fiskalpolitik. Die Analysten schätzen, dass die Geldpolitik der EZB um 200 Basispunkte (d.h. 2%) zu restriktiv ist als sie angesichts des makroökonomischen Umfeldes sein sollte.


1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Die Produktionslücke geht dabei von einem steigendem Produktionspotential aus, welches von fortlaufenden Investitionen abhängt. Bedingt wird es also durch eine Investitionslücke und eine Nachfragelücke.

Investiert wird wiederum nur, wenn die Nachfrageaussichten sehr gut sind.
Nachfrage ist allerdings, bei Lohnzurückhaltung und breitbandiger Spartaktik nicht zu erwarten.