Das Konjunkturpaket in den USA
war wirksamer als viele Menschen erkennen. Inzwischen sind seit der
Unterzeichnung der American Recovery and
Reinvestment Act (ARRA)
fünf Jahre vergangenen.
Paul Krugman schreibt in seiner lesenswerten Kolumne („The Stimulus Tragedy“) am Freitag in
NYTimes, dass sich im Laufe der Zeit gezeigt hat, dass das Gesetz viel Gutes
zustande gebracht hat. Es hat Millionen von Arbeitsplätzen geschaffen oder
geschützt und ein wichtiges Vermächtnis für öffentliche und private
Investitionen hinterlassen.
Es war zugleich eine politische
Katastrophe, so Krugman. Und die Folgen dieser politischen Katastrophe, die
Wahrnehmung, dass das Konjunkturpaket gescheitert sei, verfolgt die Wirtschaft
seither.
Was hat das Konjunkturprogramm an
Gutes geleistet? Die meisten sorgfältigen Studien deuten auf starke positive
Effekte hinaus, was Beschäftigung und Produktion betrifft.
Noch wichtiger ist, dass es ein
riesiges natürliches Experiment in Europa gibt. Die
Austerität hat zu einer scheusslichen und in manchen Fällen katastrophalen
Rückgang der Produktion (output) und
der Beschäftigung geführt. Und der private Verbrauch ist in den Ländern, die zu
einer harschen Austeritätspolitik verdammt wurden, gefallen,
was die direkten Auswirkungen der Sparpolitik weiter verstärkt hat.
Arbeitslosigkeit in den USA mit
und ohne Konjunkturprogramm, Graph: Christina
Romer and Jared Bernstein in: The job
impact of the American Recovery and Reinvesment Plan, Jan 2009
Alle Beweise deuten auf
erhebliche positive kurzfristige Effekte des Obama-Stimulus-Pakets hin,
argumentiert Krugman weiter. Und es gab sicherlich auch langfristige Vorteile: wie z.B. grosse Investitionen in allen Bereichen von der
grünen Energie bis in die elektronische Medical-Records.
Warum glauben aber alle,
abgesehen von denjenigen, die sich damit ernsthaft befassen, daran, dass das
Konjunkturpaket fehlgeschlagen sei? Weil die Erholung der US-Wirtschaft, nach
dem Stimulus in Kraft trat, träge, nicht katastrophal, aber schwach ist.
Es ist kein Geheimnis: Amerika ist
von der Hinterlassenschaft einer riesigen Immobilien-Blase geplagt. Und das
Konjunkturprogramm war zu klein und zu kurz.
Es findet nun eine langanhaltende
Debatte darüber statt, ob die Obama-Regierung hätte mehr erreichen können? Feststeht,
dass die Regierung sich mit zu optimistischen Prognosen vertan hat, beruhend
auf der falschen Annahme, dass die Wirtschaft sich rasch erholen würde.
Aber das alles ist Schnee von
gestern. Der wichtige Punkt ist, dass die US-Fiskalpolitik nach 2010 völlig in
die falsche Richtung gelenkt wurde. Stimulus wurde als Fehlschlag wahrgenommen.
Die Schaffung von Arbeitsplätzen ist im Diskurs von Inside-the-Beltway
verschwunden bzw. durch obsessive Sorgen über Haushaltsdefizite ersetzt.
Die Staatsausgaben, die durch die
Recovery Act und Safety-net-Programme (wie Lebensmittelmarken und Arbeitslossengeld)
angekurbelt wurden, fallen nun. Und der Anti-Stimulus hat Millionen von
Arbeitsplätzen vernichtet.
Mit anderen Worten ist die
Gesamterzählung über Stimulus tragisch, hält Krugman als Fazit fest. Eine
politische Initiative, die gut, aber nicht gut genug war, wurde als Fehlschlag
angesehen und bereitete damit den Weg für eine immens zerstörerisch falsche
Abzweigung.
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