Samstag, 1. Februar 2014

Eurozone ist bereits in einem deflationären Sumpf à la Japan

Die jährliche Inflationsrate in der Eurozone ist im Januar 2014 auf 0,7% (Dez 0,8%) gesunken, wie das europäische Statistikamt (eurostat) gestern gemeldet hat. Vor einem Jahr im Januar 2013 hatte die Inflation noch 2,0% betragen.

Die EZB unterläuft damit den in der EU gemeinsam festgelegten Zielwert weiter wie in den vergangenen Monaten. Die EZB gerät daher immer mehr unter Zugzwang. EZB-Chef Mario Draghi hat zwar Bereitschaft signalisiert, etwas zu unternehmen, wenn der Ausblick sich verschlechtern sollte.

Beschwichtigungen, wonach die Inflationsrate ja noch positiv sei und nicht unter die Null-Marke gerutscht ist, sind aber sinnlos. Die Situation ist längst schlimm genug. In Wirklichkeit steckt Europa bereits in einer deflationären Sumpf à la Japan, wie Dean Baker in einem ausgezeichneten Blog-Eintrag erläutert.

Die Eurozone leidet darunter, dass die Inflation zu niedrig ist. Warum? Eine höhere Inflationsrate würde niedrige Realzinsen bedeuten, was Unternehmen mehr Anreiz geben würde, Investitionen zu tätigen. Zugleich würde auch die Schuldenlast der privaten Haushalte gesenkt, weil der reale Wert der Hypothekenschulden fallen würde. An der Peripherie der Eurozone würden Länder wie Griechenland, Italien und Spanien an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, wenn sie die Kosten (Löhne und Preise) unter dem deutschen Niveau halten könnten.

Die Inflation muss also nicht unbedingt unter null fallen, damit die EZB etwas unternimmt. Die Inflation nahe Null-Grenze (zero lower bound) macht Europas Probleme bereits schwieriger, weil der Anpassungsprozess der Rükkehr zu einem gesunden Wachstumspfad hinausgezögert wird.



Niedrige Inflation in der Europäischen Währungsunion (EMU), Graph: Morgan Stanley

Wenn die Inflationsrate nun weiter sinken würde, sagen wir, von plus 0,7% auf minus 0,3%, würde sich die Situation verschlechtern, aber nur in der gleichen Weise, wie der Rückgang der Inflationsrate von, sagen wir, plus 1,7% auf plus 0,7% fällt und die Situation verschlimmert.

Es ergibt sich also daraus keinen Sinn, wenn die Inflation die Null-Grenze unterschreitet. Man denke an die Konstruktion von Preisindizes. Die Indizes basieren auf der Sammlung von Millionen von verschiedenen Preisänderungen. Wenn der Index nahe Null ist, dann sind viele Preise bereits gesunken. Der Übergang von einer positiven Inflationsrate zu einer niedrigen negativen Inflationsrate bedeutet, dass der prozentuale Anteil der fallenden Preise im Index bereits etwas gestiegen ist.

Ergänzende dazu nennt Paul Krugman in seinem Blog drei Gründe, warum niedrige Inflation schlecht für den Euro-Raum ist.
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(1) Die Wirtschaft im Euro-Raum als Ganzes bleibt in Depression. Während die Inflation und die Kern-Inflation sinken, vertieft sich die Krise.

(2) Viele Spieler in Europa, privat und öffentlich-rechtlich, leidet unter Schulden-Überhang. Inflation hilft, die reale Last zu vermindern. Niedrige Inflation verschlimmert die Sache.

(3) Europa muss noch eine grosse Anpassung von relativen Löhnen verwirklichen. Es ist einfacher, die Anpassung via relativ steigende Löhne in Deutschland zu realisieren als fallende Löhne an der EU-Peripherie. Niedrige Inflation verlangsamt diesen Anpassungsprozesse.

Fazit: Europa steckt in einer Falle. Inflation fällt, weil die Wirtschaft schwach ist. Und die Wirtschaft leidet weiter wegen der fallenden Inflation. Das ist laut Krugman Japan-Syndrom. Die Inflation muss nicht unbedingt eine rote Linie überkreuzen, sprich unter Null-Grenze fallen. Die Geldpolitik hat bereits an der Null-Grenze (zero lower bound) an Wirksamkeit verloren.



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