Die jährliche Inflationsrate in
der Eurozone ist im Januar 2014 auf 0,7%
(Dez 0,8%) gesunken, wie das europäische Statistikamt (eurostat) gestern
gemeldet hat. Vor einem Jahr im Januar 2013 hatte die Inflation noch 2,0%
betragen.
Die EZB unterläuft damit den in
der EU gemeinsam festgelegten Zielwert weiter wie in den vergangenen Monaten.
Die EZB gerät daher immer mehr unter Zugzwang. EZB-Chef Mario Draghi hat zwar Bereitschaft signalisiert, etwas zu
unternehmen, wenn der Ausblick sich verschlechtern sollte.
Beschwichtigungen, wonach die Inflationsrate ja noch positiv sei und nicht unter die Null-Marke gerutscht ist, sind aber sinnlos. Die Situation ist längst schlimm genug. In Wirklichkeit steckt Europa bereits in einer deflationären Sumpf à la Japan, wie Dean Baker in einem ausgezeichneten Blog-Eintrag erläutert.
Die Eurozone leidet darunter,
dass die Inflation zu niedrig ist. Warum? Eine höhere Inflationsrate würde
niedrige Realzinsen bedeuten, was Unternehmen mehr Anreiz geben würde, Investitionen
zu tätigen. Zugleich würde auch die Schuldenlast der privaten Haushalte gesenkt,
weil der reale Wert der Hypothekenschulden fallen würde. An der Peripherie der
Eurozone würden Länder wie Griechenland, Italien und Spanien an
Wettbewerbsfähigkeit gewinnen, wenn sie die Kosten (Löhne und Preise) unter dem
deutschen Niveau halten könnten.
Die Inflation muss also nicht
unbedingt unter null fallen, damit die EZB etwas unternimmt. Die Inflation nahe
Null-Grenze (zero lower bound) macht
Europas Probleme bereits schwieriger, weil der Anpassungsprozess der Rükkehr zu
einem gesunden Wachstumspfad hinausgezögert wird.
Niedrige Inflation in der
Europäischen Währungsunion (EMU), Graph:
Morgan Stanley
Wenn die Inflationsrate nun
weiter sinken würde, sagen wir, von plus 0,7% auf minus 0,3%, würde sich die
Situation verschlechtern, aber nur in der gleichen Weise, wie der Rückgang der
Inflationsrate von, sagen wir, plus 1,7% auf plus 0,7% fällt und die Situation
verschlimmert.
Es ergibt sich also daraus keinen
Sinn, wenn die Inflation die Null-Grenze unterschreitet. Man denke an die
Konstruktion von Preisindizes. Die Indizes basieren auf der Sammlung von
Millionen von verschiedenen Preisänderungen. Wenn der Index nahe Null ist, dann
sind viele Preise bereits gesunken. Der Übergang von einer positiven
Inflationsrate zu einer niedrigen negativen Inflationsrate bedeutet, dass der
prozentuale Anteil der fallenden Preise im Index bereits etwas gestiegen ist.
Ergänzende dazu nennt Paul Krugman in seinem Blog drei Gründe, warum niedrige
Inflation schlecht für den Euro-Raum ist.
¨
(1) Die Wirtschaft im Euro-Raum als
Ganzes bleibt in Depression. Während die Inflation und die Kern-Inflation
sinken, vertieft sich die Krise.
(2) Viele Spieler in Europa,
privat und öffentlich-rechtlich, leidet unter Schulden-Überhang. Inflation
hilft, die reale Last zu vermindern. Niedrige Inflation verschlimmert die
Sache.
(3) Europa muss noch eine grosse
Anpassung von relativen Löhnen verwirklichen. Es ist einfacher, die Anpassung
via relativ steigende Löhne in Deutschland zu realisieren als fallende Löhne an
der EU-Peripherie. Niedrige Inflation verlangsamt diesen Anpassungsprozesse.
Fazit: Europa steckt in
einer Falle. Inflation fällt, weil die Wirtschaft schwach ist. Und die
Wirtschaft leidet weiter wegen der fallenden Inflation. Das ist laut Krugman Japan-Syndrom. Die Inflation muss nicht
unbedingt eine rote Linie überkreuzen, sprich unter Null-Grenze fallen. Die
Geldpolitik hat bereits an der Null-Grenze (zero
lower bound) an Wirksamkeit verloren.
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