Mittwoch, 12. Februar 2014

Wie sieht es auf dem Kreditmarkt in der Eurozone aus?

EZB-Präsident Mario Draghi hat zuletzt Unterstützung für den Kapitalmarkt angedeutet, um Deflationsrisiken in der Eurozone zu bekämpfen.

Der europäische Kapitalmarkt ist zur Zeit durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet: (1) negatives Wachstum der Kreditvergabe und (2) der anhaltende Schuldenabbau-Prozess (deleveraging).

Die beiden Aspekte verstärken zweifelsohne die disinflationären Kräfte in Europa. Und was noch schlimmer ist, dass die EZB das Inflationsziel (ca. 2%) unterläuft, und zwar um mehr als 100 Basispunkte.

Was ist zu tun? Der Ankauf von Staatsanleihen gilt nach dem Dogma von Activist Austrians als „monetäre Haushaltsfinanzierung“. Die EZB sieht auch keine Notwendigkeit, Unternehmensanleihen zu kaufen. Überlegt sich Draghi nun, Bankdarlehen auf dem Markt zu kaufen, wo das Kreditwachstum träge ist und die Risikoaufschläge (spreads) nach wie vor hoch liegen?

Eine Möglichkeit ist dabei, dass die EZB im Verbriefungsmarkt (securitization market) interveniert, um die gesamten Kosten der Kreditfinanzierung zu senken.




Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen, Graph: Morgan Stanley

Wann nimmt aber ein Unternehmen im Allgemeinen Kredit auf? Wenn erstens die Wachstumsaussichten stimmen (und die Kapitalrentabilität gegeben ist) und zweitens wenn die Finanzierungskosten günstig sind.

Welche Fremdkapitalkosten müssten aber runter kommen? Die Renditen von Unternehmensanleihen sind derzeit laut Morgan Stanley ungewöhnlich preiswert. Die Spreads für Bank-Finanzierung haben sich zuletzt erheblich verbessert. Die Spreads gegenüber Bank-Darlehen sind hingegen nach wie vor hoch, wie aus der nächsten Abbildung hervorgeht.



Zinssätze für Unternehmensanleihen (nicht-finanz), Graph: Morgan Stanley

Das schwache Kreditwachstum stellt sicherlich ein Deflationsrisiko in der Eurozone dar. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass es mit einer schwachen Nachfrage zu tun hat, nicht mit dem Angebot.

Solange Menschen keine Arbeit finden, und der Umsatz von Unternehmen zurückgeht, ist es schwer zu erwarten, dass der Markt automatisch für die Wiederbelebung der Nachfrage sorgt.

Wenn die Löhne nicht steigen, gerät der Konsum ins Stocken. Wenn die private Nachfrage stagniert und die Unternehmen keine Investitionen tätigen, muss der Staat dafür sorgen, dass Sparen und Investieren wieder übereinstimmen und Wachstumsdynamik entfalten. 


Kreditwachstum in der Eurozone verläuft nach wie vor negativ, Graph: Morgan Stanley

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