EZB-Präsident Mario Draghi hat zuletzt Unterstützung für
den Kapitalmarkt angedeutet, um Deflationsrisiken in der Eurozone zu bekämpfen.
Der europäische Kapitalmarkt ist
zur Zeit durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet: (1) negatives Wachstum der
Kreditvergabe und (2) der anhaltende Schuldenabbau-Prozess (deleveraging).
Die beiden Aspekte verstärken zweifelsohne die disinflationären Kräfte in Europa. Und was noch schlimmer ist, dass die EZB das
Inflationsziel (ca. 2%) unterläuft, und zwar um mehr als 100 Basispunkte.
Was ist zu tun? Der Ankauf von
Staatsanleihen gilt nach dem Dogma von Activist Austrians als „monetäre
Haushaltsfinanzierung“. Die EZB sieht auch keine Notwendigkeit, Unternehmensanleihen
zu kaufen. Überlegt sich Draghi nun, Bankdarlehen auf dem Markt zu kaufen, wo das
Kreditwachstum träge ist und die Risikoaufschläge (spreads) nach wie vor hoch liegen?
Eine Möglichkeit ist dabei, dass
die EZB im Verbriefungsmarkt (securitization
market) interveniert, um die gesamten Kosten der Kreditfinanzierung zu
senken.
Risikoaufschläge für
Unternehmensanleihen, Graph: Morgan
Stanley
Wann nimmt aber ein Unternehmen im
Allgemeinen Kredit auf? Wenn erstens die Wachstumsaussichten stimmen (und die
Kapitalrentabilität gegeben ist) und zweitens wenn die Finanzierungskosten
günstig sind.
Welche Fremdkapitalkosten müssten
aber runter kommen? Die Renditen von Unternehmensanleihen sind derzeit laut Morgan Stanley ungewöhnlich preiswert.
Die Spreads für Bank-Finanzierung haben sich zuletzt erheblich verbessert. Die
Spreads gegenüber Bank-Darlehen sind hingegen nach wie vor hoch, wie aus der
nächsten Abbildung hervorgeht.
Zinssätze für
Unternehmensanleihen (nicht-finanz), Graph:
Morgan Stanley
Das schwache Kreditwachstum
stellt sicherlich ein Deflationsrisiko in der Eurozone dar. Aber es gibt
Anzeichen dafür, dass es mit einer schwachen Nachfrage zu tun hat, nicht mit
dem Angebot.
Solange Menschen keine Arbeit
finden, und der Umsatz von Unternehmen zurückgeht, ist es schwer zu erwarten,
dass der Markt automatisch für die Wiederbelebung der Nachfrage sorgt.
Wenn die Löhne nicht steigen, gerät der Konsum ins Stocken. Wenn die private Nachfrage stagniert und die Unternehmen
keine Investitionen tätigen, muss der Staat dafür sorgen, dass Sparen und
Investieren wieder übereinstimmen und Wachstumsdynamik entfalten.
Kreditwachstum in der Eurozone verläuft nach wie vor negativ, Graph: Morgan Stanley
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